Document information
Physical location:
MS papers 37, no. 542, folder 206, Haast family papers, Alexander Turnbull Library, Wellington. 64.03.12Preferred Citation:
Ferdinand von Mueller to Julius Haast, 1864-03-12. R.W. Home, Thomas A. Darragh, A.M. Lucas, Sara Maroske, D.M. Sinkora, J.H. Voigt and Monika Wells (eds), Correspondence of Ferdinand von Mueller, <https://vmcp.rbg.vic.gov.au/id/64-03-12>, accessed April 20, 2025
Melbourne im bot. Garten,
am 12/3/64.
Theuerster Freund!
Ich hatte die Ehre des Besuches Ihres vortrefflichen Schwiegervaters, dessen Hiersein
ich erst während der letzten Tage erfuhr. Sein angenehmes u intelligentes Wesen haben
mich recht freudig berührt, u ich bin freudig gespannt auch in diesem Jahre Sie u.
Ihre Gemahlin hier zu sehen, wenn wir, hoffe ich, hier herrliche Tage zusammen verleben
werden.
Ich schreibe diesen Morgen einstweilen nur diese eiligen Zeilen um Sie zu benachrichten,
dass ich mit der Alhambra ein Päckchen mit Sämereien (155 sp) von schön blühenden
australischen u ausseraustralischen Sträuchern an Sie absandte, auch 34 Arten Knollen
hauptsächlich südafrikanischer Zierpflanzen. Ihr Herr Schwiegervater beabsichtigte
selbige Ihrer Frau Gemahlin zu überbringen, indessen war es mir nicht möglich die
Sammlung bis zum Donnerstag fertig zu haben, an welchem Tage er abreiste. Etwas später
in der Jahreszeit will ich Ihnen lebende Pflanzen senden; bis jetzt ist es noch zu
warm um selbige aus dem Grund zu heben.
1
benachrichtigen?
Entschuldigen Sie dass ich Ihrer Gemahlin noch nicht für das liebevolle Geschenk der
Visitenkarte eine Rückgabe machte; ich werde aber nun bald in ein Atelier gehen, um
eine neue Karte anfertigen zu lassen.
Mit grosser Erwartung sehe ich den Resultaten der wissenschaftl Reise des jungen Travers
entgegen. Mein ziemlich extensives Herbar v. neuseeländischen Pflanzen, zu welchen
der ältere Hr Travers u Sie so grossmüthig beigetragen ist in vollkommener Ordnung
um für Vergleiche benutzt zu werden u gedenke ich jede andere Arbeit liegen zu lassen,
um diese der Bearbeitung der Chatham Pflanzen zuerst vorzunehmen. Ich hätte den jungen
Travers eingeladen selbst seine Pflanzen herzubringen, befürchtete ich nicht, dass
inmitten der vielseitigen Geschäfte welche mich stets umringen, es mir an Musse gebrechen
werde, ihm hinlänglich Aufmerksamkeit zu erweisen; zudem ist meine Häuslichkeit eine
so glanzlose u beengte, dass ich kaum jemanden der irgend wie an Luxus des Lebens
u Geselligkeit gewöhnt ist, in meine knappe öde u übereinfache Wohnung einzuladen
wage. Ich beabsichtige noch zu bauen u bis dies geschehen kann ich kaum meine Häuslichkeit
einrichten, u da ich noch unentschieden bin ob ich nicht im Beginne des Jahres 1865
Urlaub nehme, habe ich kaum den Muth viel an die Änderung der Häuslichkeit zu verwenden.
Sie könnten dem Reisenden u dessen Vater die Sache vorstellen. Ist selbiger damit
zufrieden wie ers findet so soll er mir herzlich willkommen sein. Vielleicht wäre
aber sein Herkommen practisch zwecklos.
Nun aber noch was von grösster Wichtigkeit, obgleich ich mich darüber gegen Sie als
einem
vertrauten
Freund nur ausspreche. Dr Jos. Hooker darf keine Pflanzen der Chatham Inseln eher
erhalten bis selbige von mir beschrieben sind. Mit aller Verehrung die ich für diesen
Ausgezeichneten Gelehrten besitze, muss ich gestehen dass er in Bezug auf Grossmuth
u Uneigennutz tief unter seinem edlen Vater steht, u vielleicht nicht gegen mich in
Bezug auf die Chatham Insel Pflanzen verfahren wird, wie ich behufs Ihrer neuseeländischen
Sammlungen, deren neue Arten es mir ein Leichtes gewesen wäre vorgreifend selbst zu
bearbeiten. Sie zürnen mir vielleicht, wenn ich diese Bemerkung hinstelle, indessen
nach Äusserungen von Prof Harvey scheint es, dass Jos Hooker die Triebfeder war in
der Anordnung Benthams
auf Kosten der austral Gouvernments
ein Werk über die Vegetation dieser grossen Insel zu schreiben, ein Werk an das zu
bearbeiten ich zur Zeit 14 meiner kraftvollsten Lebensjahre verschwendet hatte und
auf welches ich wenigstens £10,000 vorbereitend verwendet hatte! Hier durch wurde
mein ganzer Lebensplan gestört u dies unverantwortliche Eingreifen in den Beruf eines
Andern (des meinen) hat mich so entmuthigt dass ich seit Bentham mir meine grosse
Arbeit entrang ich nicht halb so viel veröffentlicht habe als sonst geschehen sein
würde. Es ist wahr, dass wäre ich bleibend nach England gegangen, was weder mein Brustleiden
noch meine officielle Stellung hier zuliess, mir die grossen englischen Sammlungen
frei zur
alleinigen
Bearbeitung vorgelegt sein würden. Dass ich aber nicht dahin gehen konnte, war nicht
genug mir nach meiner enormen Aufopferung eine so untergeordnete Stellung in der Bearbeitung
der Flora anzuweisen u Bentham zu veranlassen eine Arbeit zu übernehmen, die stets
als eine übereilte betrachtet werden muss. Während Schätze des höchsten wissenschaftlichen
Werthes aus dem tropischen Africa u andern Ländern in Kew begraben liegen u im British
Museum, genug um das grossartige Talent des greisen Bentham für den Rest seines Lebens
zu beschäftigen, konnte man mir nicht erlauben auf meinem stillen anspruchslosen Pfade,
Australiens Pflanzenreich kennen zu lehren
weiter zu ziehn.
2
ernen?
Mir drängt sich seither stets der Gedanke auf, dass die Englischen Gelehrten eifersüchtig
auf die Arbeiten eines Ausländers hinabsehen, u etwas Grund ist wohl da, wenn man
bedenkt dass seits
Cooks
erster
Reise Pflanzen unbearbeitet in England liegen. Nun wissen Sie mein Gefühl über diesen
Gegenstand u können leicht sehn, dass ich gerechtfertigt bin, wenn ich in Bezug auf
die Chatham Flora vorsichtig und weniger aufopfernd verfahren möchte. Sie könnten
mir den Gefallen erzeigen, meine Mittheilung
vorsichtig
an Hr Travers zu machen, denn wenn die Pflanzen gleich zwischen Jos Hooker u mir
vertheilt werden, weiss ich nicht was das Endresultat sein möchte. Das Buch über diese
Gewächse werde ich dem alten Travers dediciren.
3
seit?
Gegen mein Erwarten ist der Craniologe Carus zum Präsident der deutsch. Akademie gewählt,
das aber beeinträchtigt nicht Martius Einfluss u ich will an einige andere Adjuncten
vielleicht auch an Carus schreiben um Ihre wohlverdiente Wahl zu sichern.
Hochstetter schrieb mit letzter Post u ladet mich zu sich ein. Berauben Sie sich ja
nicht des Neuseeländischen Werkes von ihm, was für Sie unersätzlich wäre. Gehe ich
nicht nach Europa, so sendet er es mir.
Stets mit herzlichster Zuneigung
Ihr
Ferd Mueller.
Melbourne Botanic Garden,
12 March 1864.
Dearest friend,
I had the honour of being visited by your excellent father-in-law,
of whose presence here I heard only during the last few days. His pleasant and intelligent
manners have impressed me quite agreeably, and I am happily looking forward to seeing
you and your wife here also during this year. I hope we will spend some wonderful
days together.
4
Edward Dobson.
Meanwhile I am only writing these hurried lines this morning to notify you, that I
have dispatched to you a packet with seed (155 species) of beautifully flowering Australian
and extra-Australian shrubs by the Alhambra, also 34 species of bulbs of mainly South African ornamental plants. Your father-in-law
intended to take them back and present them to your wife. However, it was not possible
for me to have the collection ready by Thursday, the day of his departure. A little
later in the season I shall send you living plants; so far it is still too warm to
lift them out of the ground.
Forgive me that I have not yet reciprocated for the kindly gift from your wife of
the carte de visite; I shall soon visit a studio to have a new card made.
5
See also M to J. Haast, 10 April 1864, in which M forwarded a photograph of himself to Haast.
I am looking forward with great expectations to the results of young Travers' scientific
journey.
My fairly extensive herbarium of New Zealand plants, to which Mr Travers senior
and you have so generously contributed, is completely in order, so it can be used
for comparisons. I intend to lay aside all other work to undertake the work on the
Chatham plants before anything else. I would have invited young Travers to bring his
plants here himself, but I feared that in the midst of all my multifarious duties
that constantly surround me I would lack the spare time to pay him adequate attention.
Moreover my home is so lacking in glamour and so confined in space, that I hardly
like to invite someone used to luxury and social life to my small, bare, and overly
modest home. I still intend to build, and I can hardly furnish a home until that has
been done. As I am still undecided on whether I am going to take leave at the beginning
of 1865, I have hardly the heart to spend much on alterations to my home. You could
perhaps explain the position to the traveller and his father. If he is content to
put up with conditions as he finds them, then he will be sincerely welcome. But perhaps
his coming here is of no practical use.
6
Henry Travers, who went to collect in the Chatham Islands for M.
7
William Travers, father of Henry.
But now to another matter of the greatest importance, although I speak only to you
about it as an
intimate
friend. Dr Joseph Hooker must not get any of the Chatham plants before they have
been described by me. With all the esteem I have for this excellent scholar I must
yet confess that, where generosity and unselfishness are concerned, he stands far
below his noble father, and will perhaps not treat me as regards the Chatham Flora
in the same way that I have treated him in respect of your New Zealand plants, where
it would have been easy for me to anticipate him by working on the new species myself.
You will perhaps be annoyed with me for making this comment. However, according to
remarks by Professor Harvey it appears that Joseph Hooker was the mainspring in the
arrangement that Bentham write a work on the vegetation of this large island
at the expense of the Australian Governments
, a work on which I had wasted 14 of the most vigorous years of my life and spent
at least £10,000 in preparation for. With this my whole life's plan has been interfered
with and this irresponsible intervention in the profession of another (mine) has so
discouraged me that, since Bentham has wrested my great work from me, I have not published
half as much as would otherwise have been the case. It is true that, had I gone to
England permanently, something neither my chest complaint nor my official position
here would have permitted, the large English collections would have been placed freely
at my disposal for working on
alone
. But that I could not go there was not enough after my enormous sacrifices to assign
to me such a subordinate position in the work on the Flora, and to prevail upon Bentham
to take on a work that must always be regarded as premature. While treasures of the
greatest scientific value from tropical Africa and other countries lie buried in Kew
and in the British Museum, enough to occupy the magnificent talents of the aged Bentham
for the rest of his life, I could not be allowed to continue on my quiet undemanding
path of getting to know the vegetation of Australia.
Since then the thought is always forcing itself on me, that the English scientists
are jealously looking down on the work of a foreigner, and perhaps not without some
reason when one considers that since Cook's
first
voyage plants are lying in England without having been worked on. Now you know my
feelings on this subject and can easily see that I am justified, when I am careful
in regard to the Chatham flora and want to proceed with less generosity. You could
do me the favour of
carefully
conveying my communication to Mr Travers for, if the plants are immediately divided
between Joseph Hooker and me, I do not know what the final result might be. I intend
to dedicate the book on these plants to old Mr Travers.
8
In M to J. Hooker, 15 October 1858, M had asked Hooker 'to leave describing the Chatham Island Plants to me, as I am
working on them already'; Hooker had replied that he would do so 'most willingly,
though I should not in fairness hide from you that I do not think the request reasonable,
as you do not leave the Tasmanian plants to me!' (J. Hooker to M, 20 December 1858). See Connor (1998).
Contrary to my expectations the craniologist Carus has been elected President of the
German Academy; however, that does not diminish the influence of Martius, and I shall
write to some other coadjutors and perhaps also to Carus to assure your well earned
election.
9
M had written to Martius in the mistaken belief that he was President of the Leopoldina,
urging Haast's claims for election to the society. See M to C. von Martius, 25 July 1863. He wrote again to Martius on this matter on 25 June 1864.
Hochstetter wrote with the last mail
and invited me to visit him. Make sure you do not deprive yourself of his New Zealand
work, which will be irreplaceable for you.
He will send it to me, if I do not go to Europe.
10
Letter not found.
11
Probably Hochstetter (1863).
Always with sincerest affection
your
Ferd. Mueller.