Melbourne im botanisch. Garten
15/7/71
Erlauben Sie mir, edler Freund, Ihnen einen uncorrigirten Abdruck zuzusenden über
eine Notiz Ihrer jüngst benannten Chatham Algen. Die Abhandlung, von der Sie sprechen,
hat mich noch nicht erreicht. Der junge Travers ist wieder nach den Chatham Inseln
gereist; u. sollte er abermals Algen sammeln, wie ich hoffe, so werde ich solche Ihnen
zu Gebote stellen.
Seit längerer Zeit ist eine
grosse
Kiste voll ungepresster Algen für Sie fertig stehend, meistens mit gröberen Arten
Solche wäre schon vor Monaten an Sie befördert; jedoch dies geschah nicht, weil ich
noch einige zartere Arten (präparirt) zulegen wollte, wozu es an Zeit bisher mangelte.
Es ist aber meine Absicht diese Algen in statu crudo nun abzuschicken (in nächster
Woche mit dem Schiffe Anglesey,) frei bis London, um durch meine Agenten dort weiter
befördert zu werden, ehe noch der nordische Herbst herein bricht um die Schiff-Fahrt
zu Ihnen zu hemmen. Es möchte gut sein, wenn Sie sich mit meinen Agenten, Mess. C.
Blackith & Co, Cox Quay, Lower Thames Street, London, in Verbindung setzen, damit
zeitiges Arrangement für die Weitersendung der Kiste gemacht werde, ohne dass Ihnen
grosse Kosten erwachsen. Solche wird unter gewöhnlicher Fahrt wohl Mitte October in
London sein, also wohl gerade noch zeitig genug um nicht einzufrieren. Es ist noch
ein zweiter Grund, der mich veranlasst Sie zu bitten, Massregeln für die schleunige
u sichere Weitersendung einzuleiten, nämlich dieser: Ich habe Privat Befehl gegeben,
dass einige
frische
Stämme von
auf meine Kosten aus dem Gebirge gebracht würden, um ebenfalls an Sie gesandt zu
werden, zumal da der Capitain des Anglesey die nöthige Pflege auf diese Stämme verwenden
will. Bisher scheinen diese edlen Gewächse die Conservatorien Scandinaviens nicht
lebend erreicht zu haben, wenigsten über einen grossen Stamm, den ich vor Jahren an
Stockholm sandte, u der wenigsten wenn er nicht lebend ankam, ein Museum Exemplar
geben musste, habe ich nie gehört. Da nun diese Stämme zeitig genug hier anlangen
werden, um mit dem Schiffe Anglesey gesandt zu werden, so möchte es doch schon bei
Ankunft des Schiffes in London so kalt sein, dass ohne vorsichtige Behandlung diese
Farnstämme auf dem Wege nach Schweden verfrieren könnten, oder vielleicht von den
Ratten angebohrt würden, oder durch Seewasser ihre Lebenskraft verlieren. Dann wäre
die bedeutende Privatausgabe für diese Sendung nutzlos verschwendet u wir würden beide
enttäuscht werden. Sollte Frost eingetreten sein, so müssten schon die Stämme in dem
Gewächshaus eines Ihrer London Freunde überwintert werden. Nach Ankunft wird es nöthig
sein, dass solche in reiche Walderde gepflanzt würden, täglich reichlich bespritzt
werden, u durch Bodenwärme angetrieben werden. Dann können Sie schon um Weihnacht
die Farnbäume frisch bewedelt im Gewächshaus haben.
Wenn ich vorhin sagte, dass diese Farnbäume auf meine Privatkosten, nicht aber auf
Kosten meiner Anstalt an Sie abgehen, so ist der Grund einfach der, dass Sie wissen
mögen, es läge Ihnen somit nicht die Pflicht einer Gegengabe ob. Ich weiss es recht
wohl, dass das Budget der bot. Gärten Europas in meisten Fällen nicht ein solches
ist, um für schwere Gegendienste zu zahlen. Also darüber können Sie sich völlig beruhigen,
u es bleibt mir nur noch hinzuzufügen, dass ich gern einem Gelehrten wie Ihnen diese
Freude bereite. Sollten die Stämme sterben auf die Reise, nun dann sind solche des
Aufhabens u Muhe unwerth u der Versuch der Sendung muss dann in 1872 erneuert werden,
sollte überhaupt die Vorsehung mir bis dahin Kraft und Leben schenken. Ob Sie alle
Stämme in Lund behalten, oder ob Sie einen nach Copenhagen, Stockholm, Christiania,
Upsala zu senden vorziehen, bleibt Ihrem eigene Ermessen völlig anheimgestellt
Den grob getrockneten Algen möchten neue Polyzoa anhängen, die Sie wohl einem kundigen
Skandinavier zugänglich machen.
Ich vergass noch zu bemerken, dass die Fracht von London nach Schweden wohl von Ihrer
Anstalt getragen werden könnte, da die Ausgabe für das Herbeischaffen dieser mächtigen
Farne aus dem Gebirge, dann die Spedition hier u die Fracht nach London schon zu einer
sehr namhaften Summe angelaufen. Stehen Ihnen aber keine Amtssummen für solche Ausgaben
zu Gebot, so will ich auch die Fracht nach Schweden zahlen, damit
Ihnen
keine Privat-Ausgaben erwachsen, da Sie diese Stämme nicht gefordert haben oder doch
nur einen; es sind [...] Ich kann Ihnen im Jahr 1872
100 Jahr alt senden zum Gewicht von nahe 1000 lb.
Die Cystoseira wird Sie interessiren; ist solche wirklich Ihre C. prolifera? wie ich
jüngst in dem Fragm. phytogr. angab.
Über Sonders 90 Algen neu für Australien von der Nord-Ost Küste werden Sie sich gefreut
haben; für die Wissenschaft selbst sind freilich wenige neu.
Ausserordentlich fühlte ich mich geehrt über das geographische Monument welches der
Graf Zeil, Hr v Heuglin u Prof Petermann mir durch die Benennung eines hohen Berges
in Spitzbergen gesetzt haben, also eigentlich in Ihrer Nähe.
Mit bestem Gruss der Ihre
Ferd. von Mueller.
Sollte sich etwas Neues unter den Algen finden, so erbitte ich mir ein Exemplar zurück.
Melbourne Botanic Garden,
15/7/71.
Permit me, noble friend, to send you an uncorrected proof sheet of a note about the
Chatham algae recently named by you.
The paper you refer to has not yet reached me. Young Travers has travelled to the
Chatham Islands once more, and should he again collect algae, as I hope, I shall place
them at your disposal.
For quite some time a
large
case full of unprepared algae has been standing ready for you, mainly with larger
species. It would have been transmitted to you months ago; however, this was not done
because I intended to add a few delicate species (prepared), but unfortunately time
was lacking. But it is now my intention to dispatch these algae in statu crudo (next week with the ship Anglesey), free as far as London, to be forwarded from there by my agents before the northern
autumn hinders shipping to you. It might be a good idea if you could contact my agents,
Mess. C. Blackith & Co, Cox Quay, Lower Thames Street, London, so that arrangements
for the forwarding of the case can be made in good time, without involving you in
large expenses. With a normal voyage it will probably be in London in the middle of
October, thus probably just leaving enough time not to become ice-bound.
There is a second reason that causes me to ask you to make timely arrangements for
the forwarding, and it is this: I have given a private order to bring a few
fresh
trunks of
from the mountains at my expense, also to be sent to you, particularly as the Captain
of the Anglesey is prepared to expend the necessary care on these trunks. To date these noble plants
do not seem to have reached the conservatories of Scandinavia alive, at least I never
heard any more about a large trunk that I sent to Stockholm years ago, and if it did
not arrive alive, it should at least have made a museum specimen. As these trunks
are going to arrive here in good time to be sent by the ship Anglesey, it might already be so cold at the time of arrival in London that the tree-ferns
could freeze on the way to Sweden without careful attention, or perhaps have rats
burrowing into them, or be killed by seawater. Then the considerable private expense
for this consignment would be uselessly wasted and we should both be disappointed.
Should frost set in, the trunks must spend the winter in the glasshouse of one of
your friends in London. After their arrival it will be necessary to plant them into
rich forest soil, spray them copiously every day, and force them along with bottom
heat. So by Christmas you could already have them in your glasshouse with fresh fronds.
When I said earlier that these fern-trees go off to you at my private expense, not
at the expense of my institution, the reason is simply that you might know a gift
in return is not incumbent on you. I know very well the the budget of the botanical
gardens of Europe in most cases is not such as to pay for heavy reciprocal services.
Therefore you can set your mind at rest about this and it just remains for me to add
that I gladly give this pleasure to a scholar such as you. Should the trunks die on
the journey, then such effort and trouble will now be worthless and the attempt at
sending must then be renewed in 1872, if Providence should give me strength and life at all until then. Whether you keep
all the trunks in Lund, or whether you prefer to send one to Copenhagen, Stockholm,
Christiania, Upsala, remains entirely in your own hands.
Some new polyzoa might be attached to the roughly dried algae, you probably have a
specialist to whom you could make these available.
I forgot to point out that the freight from London to Sweden might perhaps be borne
by your institute, as the expense for procuring these mighty ferns, then the haulage
here and the freight to London have already amounted to a very considerable sum. But
if no official money is at your disposal for such expenses, I will pay the freight
to Sweden as well, so that no private expenses accrue to
you
, as you did not ask for these trees, or only for one; there are [...].
In 1872 I can send you
, 100 years old and weighing nearly 1000 lbs.
You will be interested in the Cystoseira; is it truly your C. prolifera, as I recently indicated in the Fragmenta phytographiae?
You will have been pleased about Sonder's 90 algae new for Australia from the north-east
coast; though, it is true, only a few are new to science.
I feel exceedingly honoured by the geographic monument that Count Zeil, Mr von Heuglin
and Professor Petermann have erected to me by the naming of a high mountain in Spitzbergen,
really quite near you.
With kind regards your
Ferd. von Mueller.
Should anything new be found among the algae, I would ask you to return one specimen
to me.