Melbourne, im botanisch. Garten,
am 14. Aug. 68.
Obgleich, verehrter Herr Professor, kein specieller Zweck vorliegt, um Ihnen zu schreiben,
so möchte ich unsere Correspondenz doch nicht in Stillstand kommen lassen. Auch möchte
ich Sie bitten, mich zu unterrichten, ob Ihnen von hier etwas
besonders
willkommen wäre. Ich schulde Ihnen noch immer Museum-Pflanzen für Ihre schönen spanischen
Sammlungen, habe aber in den letzten Jahren wenig aus den Dubletten des Staatsherbariums
auszulesen vermocht, theils durch eine längere Krankheit, theils durch Departementspflichten
verhindert. So haben wir hier in den letzten Jahren 4 verwüstende Fluthen erlebt,
die den Theil des Gartens, der sich längs dem Yarra Ufer hinzieht, [fe...]
verheerten. Dann kam die grosse intercolonielle Ausstellung u. zudem ist meine Zeit noch immer
ausgedehnt mit dem
Schaffen
des ganz jungen Departements in Anspruch genommen. Es sind übrigens sehr viel überzählige
Pflanzen in meinem Museum, die allgemach, wie die Flora Australiensis vorschreitet,
vertheilt werden sollen u aus denen auch Ihrer Anstalt werden soll.
Wahrscheinlich würden Sie in Ihren Conservatorien gelegentlich ein paar lebende Pflanzen
ablassen können, solche als sich leicht vervielfältigen lassen wie Begonien, Gesneriaceen
auch Cacteen, an denen meine Anstalt sehr arm ist. Ich besitze noch nicht einmal
! hier in Cultur. Alles dieses erträgt die 3 monatliche Seereise sehr gut.
Ich habe Sie immer fragen wollen, ob die Peruanischen Goldgeräthe aus der Inka-Zeit,
die ich zum grossen Theil der antiquarisch. Gesellschaft in Copenhagen schenkte, in
dem Feuer, das die königl archäol. Sammlung zerstörte, mit zu Grunde gingen? Es wäre
recht schade, denn diese Schätze sind nun nach einigen Jahrhunderten
sehr
selten geworden. Auch möchte ich Sie bitten den Herrn Secretair der archäol. Gesellschaft
zu bitten die Schriften, welche mir von Zeit zu Zeit so freundlich zugesandt wurden,
Ihnen — wenn Sie es erlauben — zur Entgegennahme zuzusenden. Die Kosten welche die
letzte Sendung herbeiführte, waren absolut enorm. Und da Sie doch mit dem vortreffl.
Dr. Sonder in Verbindung stehen u selbiger sehr häufig über England mit den Schnellseglern
mir Sendungen liefert, könnte irgend etwas von Copenhagen den Hamburger Packeten beigefügt
werden. Vielleicht kann Ihnen Hr Dr Sonder einen Farrenbaum (
) ablassen, da ich mehrere zur Vertheilung an ihn sandte von denen aber nicht alle
lebend Europa erreichten. Ich will versuchen, der archäol Gesellsch. in Copenhagen
neue Mitglieder zuzuführen, wie ich es in früheren Jahren gethan.
Hr. Prof. Steenstrup bitte ich meinen Gruss zu entbieten u. diesem leuchtenden Gelehrten
mittheilen zu wollen, dass ich die Abhandlung des Hr. Prof Rasmussen über die Entwicklung
des Echinococcus übersetzt habe u. selbige wahrscheinlich in dem Jahrbuch der Medicinisch
Gesellschaft von Victoria abgedruckt werden wird
Mit freundlichstem Grusse
der Ihre
Ferd. von Mueller
Melbourne Botanic Garden,
14 August 1868.
Although, revered Professor, there is no particular reason for writing to you, I do
not want to let our correspondence come to a standstill. I also would like to ask
you to advise me whether anything from here would be
particularly
desirable. I still owe you herbarium plants in reciprocation for your beautiful Spanish
collections,
but in recent years I have not been able to sort out much from the duplicates in
our State herbarium, impeded partly by a prolonged illness, partly by departmental
duties. Thus we had here four ruinous floods in the last few years that devastated
that part of the Garden that runs along the bank of the Yarra River. Then came the
large Intercolonial Exhibition,
and in addition my time is still extensively occupied with
the creation
of this quite young department. By the way, there are still many surplus plants in
my Museum that are to be distributed gradually as the Flora australiensis
progresses, and your institute will receive a share of them.
You will probably be able to release occasionally a few living plants from your conservatories
such as can be easily multiplied, like
,
, cacti, in which my institute is very poor. I do not even have a
under cultivation here. All such plants can survive the 3 months' sea voyage very
well.
I have always meant to ask whether the Peruvian gold treasures from the time of the
Incas, which I largely gave to the antiquarian society in Copenhagen,
perished in the fire that destroyed the royal archaeological collection? It would
be a great pity because such treasures have now, after several centuries, become
very
rare. I also want to ask you to request the secretary of the archaeological society
to send the publications to you that he so kindly sent to me from time to time — if
you will permit this. The expenditure arising from the last transmission was absolutely
enormous. As you are in any case in communication with the excellent Dr Sonder, and
as he very frequently sends transmissions via England by the fast sailing ships, anything
from Copenhagen could be added to the Hamburg transmissions. Dr Sonder may perhaps
be able to let you have a tree fern (
) as I sent several to him for distribution, though not all of them reached Europe
alive.
I shall try to nominate new members for the archaeological society in Copenhagen,
as I used to do in earlier years.
I ask that you pass on my regards to Professor Steenstrup and inform this illustrious
savant that I have translated the essay of Professor Rasmussen on the development
of the Echinococcus, and that it will probably be published in the Yearbook of the Medical Society of
Victoria.
With sincerest regards
your
Ferd. von Mueller.