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Staatliches Museum für Naturkunde, Stuttgart. M70.09.06

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Wilhelm Sonder to Ferdinand von Krauss, 1870-09-06 [M70.09.06]. R.W. Home, Thomas A. Darragh, A.M. Lucas, Sara Maroske, D.M. Sinkora, J.H. Voigt and Monika Wells (eds), Correspondence of Ferdinand von Mueller, <https://vmcp.rbg.vic.gov.au/id/M70-09-06>, accessed September 11, 2025

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MS annotation by Krauss: 'Nach der Bot. Zeitung soll an die Stelle v. Müllers in Melbourne | Fergusson gekommen seyn. | Manatee v. 160-250 C. M. u. 360 fl — 500 fl. | R. 13. Nov.' [According to the Botanische Zeitung Ferguson is supposed to have taken Mueller's place in Melbourne. Replied 13 November 1870] [see note below].
Hamburg d. 6 Sept 1870
Lieber Freund!
Seit einigen Wochen zögere ich, an Sie zu schreiben, indem ich immer hoffte, die regelmässige Communikation vermittelst der Eisenbahn würde sich wiederherstellen. Es ist aber, wie ich gestern höre, in den ersten 8-14 Tagen nicht daran zu denken, und so muss ich mich mit der Absendung der Gegenstände, die im vorigen Monat aus Australien für Sie angekommen sind, noch bis dahin gedulden. Absenden könnte ich sie allerdings, aber es wird keine Garantie geleistet werden für Innehaltung der Zeit noch für richtige Ankunft. Am 24 Juli ist eine Kiste für mich in Frankfurt a/Main auf die Bahn geschickt, am 20 August ist sie wiederum als Eilgut befördert, u noch heute ist sie nicht in meinem Besitz. — Die beiden Stämme sind ebenfalls angelangt, der kleine war völlig verfault u auseinander gefallen; der zweite grössere sah noch gut aus, ich habe ihn in den Garten meines Freundes einsetzen lassen, ob er sich entwickelt ist noch nicht zu sehen, es muss sich bald ausweisen. Leider hatte unser Freund die Stämme in Sägespähne einpacken lassen, wodurch sie zu sehr erhitzt sind. Wir wollen indess hoffen, dass der eine Stamm noch gut ist, ich werde ihn mit den andern Sachen schicken. — Was die anbetrifft, so fand ich sie im vorigen Jahre überaus kräftig, nun werden Sie sich erinnern, dass ich den Platz als reichlich dem Sonnenschein ausgesetzt hielt. Sie muss Schatten u Feuchtigkeit haben, denn sie wächst im Walde in Wasser. Wir haben hier keine Todea, das Erwähnte weiss ich nur aus Müller's früheren Briefen. Letzterer schreibt mir übrigens in seinem letzten Briefe, dass er im Frühling (der Jetzt dort) wiederum einige Todea Exemplare holen lassen werde.
Ueber die Skelette kann ich Ihnen leider nichts mittheilen, ich glaubte Ferd. Müller habe Ihnen selbst darüber geschrieben. Ich rühre diese Dinger gar nicht an u bin froh, wenn ich sie los bin. Fragen will ich indess darnach, wenn ich es nicht bereits im Augustbrief gethan habe, was ich in der That in Folge der aufgeregten Zeit völlig vergessen habe. Müller schickt die Sachen immer so als er sie kauft, leider sieht er nicht immer ordentlich zu u erhält defecte Gegenstände. Ich glaubte, Sie wollten ihm darüber schreiben, wenigstens äusserten Sie so etwas gegen mich.
Wegen des Manatee (Balg u Skelet) für unser Museum habe ich gesprochen. Die Herren haben augenblicklich keine grossen Summen zur Verfügung u Sie haben mir den Preis nicht angegeben. Wenn Sie Artikel in Tausch dagegen nehmen wollten, so glaube ich, würde die Sache sich leicht arrangiren lassen, es sind grosse Mengen von Doubletten vorhanden. Dann müssten Sie aber auch den Werth Ihres Gegenstandes bestimmen.
Unser Freund v Müller hat in den letzten Zeiten recht viel Unangenehmes in seiner Stellung gehabt, es ist dort auch eine ganz infame oder gemeine engl. Presse, die alles herunterreisst, das nicht englischen Ursprungs ist. Stünde Dr v M. nicht so ehrenwerth da, er hätte vielleicht seine Stellung aufgeben müssen. Die vielfachen Ehrenbezeugungen, die ihm von allen Seiten zugegangen, u unter denen die Würtembergische neben dem engl. Orden die erste Stelle einnehmen, haben ihm vielfach u fast möchte ich sagen, allein genützt, dadurch ist er zu grossem Ansehen gelangt. Sollten Sie das, worüber wir im vorigen Jahre sprachen nicht für unsern Freund durchsetzen können, ich bin der festen Meinung, es würde ihm unendlich nützen u in eine solche Stellung bringen, die ihn über jederartige Anfeindungen hinwegbringt und auch andere Wünsche realisiren dürfte. Sie könnten ein zweites Stipendium von circa £300 immerhin als gesichert annehmen, ich kann immer darüber verfügen u brauche nur zu schreiben. Wenn ich nicht irre, so ist der eine Stamm von Dicksonia antarctica, davon ich im vorigen Jahre ein halbes Dutzend in Kübel stellen liess u die sich bisher nicht rührten, im besten Treiben begriffen, ich könnte diese, wenn Herr v Schmidt damit einverstanden ist, für die Wilhelmina mitschicken.Sobald es angeht, schicke ich die beiden Kisten, aber Sicherheit müssen wir haben, sonst lasse ich sie noch ein Weilchen auf meiner Diele stehen, wo ich sie sonst gerne los bin.
Jetzt sind wir wohl beide Deutsche, der Süden u Norden macht keinen Unterschied mehr. Das war eine Zeit, man kommt auch jetzt noch nicht zur Ruhe. Möge der Kronprinz den Parisern nur bald seine Uhlanen
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Ulanen.
senden, das wird die beste Peitsche für Rochefort und Consorten sein. Ich kam mit genauer Noth mit dem letzten Dampfschiffe von Helgoland, musste auch noch einige Tage in Cuxhaven liegen bleiben, weil man überall die Franzosen witterte, Wochen hindurch bevor sie da waren. Alles hatte den Kopf verloren, es war gut dass die Franzosen nicht fertig waren. Jetzt lacht man darüber. Sieg u immer Sieg. Meine Frau wird böse, wenn ich manchmal bemerkte, das wir auch noch Schläge erhalten könnten, das hält sie gar nicht für möglich. So geht es uns Allen, wenn ich die Wahrheit sagen soll. — Wir haben 10 Neffen unter den Soldaten, bis jetzt Gottlob noch keiner verloren. Wie ist es denn mit Ihrem Sohn, ist der noch rechtzeitig ins Ausland gegangen? Ich habe Dr v Müller im vorigen Herbst über Ihren Sohn geschrieben, weiss aber nicht, ob er Ihnen geantwortet hat. Mit Gruss von Haus zu Haus, wünsche ich dass Sie sich so gut befinden mögen als
Ihr ergebener
W. Sonder.
Hamburg 6 Sept 1870
Dear Friend!
For some weeks I have hesitated to write to you, always hoping the regular communication by means of the railway would be reinstated. As I heard yesterday, however, it is not to be thought of in the next 8-14 days and therefore I must have patience until then with the dispatch of the objects that have arrived for you from Australia in the previous month. I could certainly dispatch them, but there is no guarantee given for the keeping of the time for proper arrival. On 24 July a box for me in Frankfurt on Main was sent on the train. On 20 August it was again forwarded as express goods and yet today it is still not in my possession. Both the trunks have likewise arrived. The small one was completely rotted and fallen apart. The second, larger one still seemed good. I have had it planted in the garden of my friend. Whether it will develop is not yet to be seen. We shall soon see. Unfortunately our friend had the trunks packed up in sawdust, whereby they were too warm. We shall, however, hope that the one trunk is still good. I'll send it with the other things. Concerning the , I found it exceedingly robust in the previous year. Now you will remember that I regarded the place as amply exposed to the sunshine. They must have shade and moisture, because they grow in the forest in water. We do not have Todea here. I know only of the one mentioned from Mueller's previous letters. By the way the latter wrote to me in his last letter, that he will have some Todea specimens fetched again in the spring (now there).
Unfortunately I can tell you nothing about the skeleton. I thought Ferd. Mueller had himself written to you about it. I don't touch these things at all and I'm glad when I'm rid of them.
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See W. Sonder to F. Krauss, 6 February 1869 (in this edition as M69-02-06), but the skeletons being discussed may not be the one(s) mentioned in this letter.
However, I will ask about it, if I have not already done so in the August letter, which I have in fact completely forgotten in consequence of the stirring times.
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The outbreak of the Franco-Prussian War.
Mueller always sends items as he buys them. Unfortunately he doesn't always pay proper attention and gets defective objects. I thought you intended to write to him about it, at least you said so to me.
I have spoken about the Manatee (skin and skeleton) for our museum. At the moment, the gentlemen do not have large sums at their disposal and you have not given me the price. If you want to take Items in exchange for it, I think the matter would easily be arranged. There are large numbers of duplicates at hand. However, you have also to determine the value of your objects.
Our friend von Mueller has recently had very much unpleasantness in his position.
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William Ferguson had been appointed curator of the Botanic Gardens in Melbourne in November 1869, but M remained Director and Government Botanist. The report noted by Krauss in his annotation (see n. 1 above) appeared in 'Personal – Nachrichten', Botanische Zeitung, 17 June 1870, p. 408. In the issue of 9 December 1870, p. 792, the report was contradicted, on the authority of Sonder; the source of the incorrect report was given as Flora, 1870, p. 174.
There is also a quite infamous or common English press there, which tears down everything that is not of English origin. Had Dr von Mueller not stood forth so honourably, he would have perhaps had to give up his position. The multitudinous honours that have come to him from all sides, and among which that of Würtemberg in addition to the English orders take first place, have repeatedly and I might almost say on their own, been of use to him, by which he has attained a great reputation. Should you not be able to accomplish for our friend what we spoke of last year, I am of the strong opinion, it would be of i nfinite use to him and would bring about a situation that would remove that kind of animosity and also might realize other desires . At any rate you can accept as certain a second stipendium of about £300. I can always have it and need only to write. If I am not mistaken, one trunk of , of which I had half a dozen placed in pots last year and which as yet have not stirred, is in the process of sprouting well. I could send this for the Wilhemina,
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The Royal Gardens in Stuttgart.
if Mr von Schmidt agrees to it. As soon as it begins to sprout, I will send both the crates, but we must have certainty, otherwise I will have them stay a while yet on my floor, where I otherwise would be glad to be rid of them.
Now we are both Germans, the south and north no longer makes a difference. That was a time, even now there is still no peace. May the Crown Prince soon send his Uhlans
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Light cavalry, lancers.
to the Parisians, that will be the best whip for Rochefort and consorts.
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Rochefort was a member of the French Provisional Government formed after the defeat of Napoleon III at Sedan and the fall of France's Second Empire on 4 September 1870.
I arrived with great difficulty on the last steamship from Heligoland, and had to stay in Cuxhaven for a few days, because the French were suspected everywhere, weeks before they arrived. Everything had lost its head, it was good that the French weren't ready. Now they laugh about it. Victory and always victory. My wife gets angry when I sometimes remark that we might also receive blows, she doesn't think that's possible. This is how we all feel, if I am to tell the truth. - We have 10 nephews among the soldiers, so far, thank God, none of them lost. How is it with your son, did he go abroad in time? I wrote to Dr Mueller last autumn about your son, but do not know, whether he has answered you.
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See M to F. von Krauss, 13 July 1870 (in this edition as 70-07-13c).
Regards from ourselves to you all, I wish that you are as well as
your devoted
W. Sonder.