Hamburg d 5 Mai 1869
Lieber Freund,
Sie mögen glauben, dass ich Wunder was an dem mir im vorigen Monat zugesandten Entwurf
auszusetzen habe. Die ersten Tage nach Empfang desselben kam ich nicht zum Durchlesen,
und darauf war ich 12 Tage von Hamburg abwesend. — Ich weiss nichts gegen den Entwurf
einzuwenden, das Stipendium ist zur Verwendung für das Naturaliencabinet bestimmt
u dass der Conservator die Hauptbestimmung darüber hat, liegt in der Natur der Sache.
Einzelheiten lassen sich doch nicht in die Statuten aufnehmen, da dieselben nicht
für die persönlichen Ansichten der jetzt Lebenden, sondern ebensoviel, oder mehr noch
für die Zukunft entworfen werden mussten. Alles zu Specielle giebt leicht Veranlassung
zu Misshelligkeiten, deshalb ist es besser, den, dem die Hauptbestimmung darüber zusteht,
verfügt nach seinem besten Ermessen u nach dem Interesse des Instituts. — Ich habe
in meinem vorigen Brief an unsern Melbourner Freund diesen mit der Hauptsache bekannt
gemacht, wenn Sie ihm später eine Copie übersenden, so ist Allem Genüge geleistet.
Ich weiss wahrhaftig nicht, ob ich Ihren Brief von Ende Februar beantwortet habe,
oder nicht, gegen Ostern häufen sich bei mir immer die Geschäfte so, dass ich in der
Regel mit meiner Correspondenz in Rückstand komme. Nachdem ich Ihren Brief vom Febr.
nun durchlese, möchte ich Ihnen über einige Punkte Aufklärung zu geben haben. Was
die Kupfererze anbetrifft, so haben diese einen speciell mineralogischen Werth, da
der Fundort neu ist und eine Zukunft verspricht. Die hiesigen Mineralogen, denen ich
einige Stücke Ihrer Sammlung zeigte z. B.
das Stück gediegener Kupfer und einige grössere des gelben Schwefelkupfers, waren
ganz voll von den schönen Exemplaren, die noch in keiner Sammlung des Continents vorhanden
sind. Dass die Zettel mit Nummern, welche bei den Stücken lagen, verrissen sind, daran
bin ich leider zum Theil Schuld, oder eigentlich mein damaliges Unwohlsein. Da die
Stücke schlecht eingewickelt waren, musste ich meinen Hausknecht verwenden um dieses
besser zu machen; ich durfte nicht in den Keller gehen u so sind die Nummerzettel
bei Seite gelegt und mir nachher übergeben, nachdem Ihre Kiste expedirt war. Ich habe
Dr v Müller von diesem unangenehmen Vorfall in Kenntnis gesetzt u hoffe, er kann Ihnen
durch Notizen das Unglück kleiner machen. — Wegen eines vollständigen Skelettes habe
ich nach Melbourne geschrieben; es ist übrigens mit unendlichen Schwierigkeiten verknüpft,
ein solches zu erlangen.
Die Sache mit der
ist fatal, aber nun nicht mehr zu ändern. Uebrigens habe ich jetzt den Fall, dass
ein
stamm, der
seit einem Jahr
in Hamburg in einem trocknen Raum meines alten Hauses lag, erst jetzt zu treiben
beginnt. Feuchtigkeit im ganzen Umfange des Stammes ist die Hauptsache beim Cultiviren
der Farrnbäume. Müller muss eine andere
schicken, die leider nicht in seiner Nähe vorkömmten.
Ein Fass mit Fischen, das ich im vergangenen Monat an das Naturaliencabinet absandte,
wird glücklich angekommen sein. Es ist aber ein anderes Fass schon wieder unterwegs
u ausserdem eine Kiste mit allerlei Sachen für Sie. Vermuthlich muss diese Sendung
im Juni hier sein. Sie reisen doch nicht im Juni? Jedenfalls werden Sie mir dann Nachricht
darüber geben oder wegen Annahme des aus Australien zu Erwartende Auftrag geben.
Dr v Müller wollte nach Westaustralien, hat aber eine Aenderung drin getroffen, dass
er nach Van Diemensland gewesen ist, über [deren] Alpengegenden er sich ganz entzückt
äussert. Ich habe auch von Westaustralien abgerathen, da das Klima für unsern Freund
nicht gesund ist.
Nun noch einen freundlichen Gruss
von Ihrem
W. Sonder
Hamburg 5 May 1869
Dear Friend,
You might think that I have to expose to wonder what was in the draft sent to me in
the previous month. I did not read through it the first day after receipt and after
that I was absent from Hamburg for 12 days. — I have no objection to the draft. The scholarship
is intended for the use of the Natural History Cabinet and that the curator has the
principal determination of it lies in the nature of the matter. Do not allow details to be incorporated in the statutes, because they must be drafted
not for the personal views of those now living, but as well as or still more for the
future. Anything too specific easily gives cause for disagreement, therefore it is
better the main decision about it belongs to him mandated according to his judgment
and according to the interests of the institution. — In my previous letter to our
Melbourne friend I have acquainted him with the main point. If you send him a copy
later everything is satisfied.
I really do not know whether I have answered your letter of the end of February or
not. About Easter business always increases at my place so that as a rule my correspondence
falls behind. Having now read through your letter of February, I should like to give
an explanation about some points. As far as the copper ores are concerned, these have
a special mineralogical value, because the locality is new and promises a future.
The local mineralogists to whom I showed some specimens, for example the specimen
of native copper and some of the larger ones of the yellow copper glance,
were quite taken with the beautiful examples that are still not present in any collection
of the Continent. The notes with numbers that were with the specimens are torn up,
for which I am unfortunately partly at fault, or really my illness at the time. Because
the specimens were badly wrapped, I had to use my servant to make it better. I was
not allowed to go into the cellar and so the numbered tickets were put aside and handed
over to me after the crates were dispatched. I have informed Dr Mueller of this unpleasant
incident and hope he can reduce this mishap by notes. — I have written to Melbourne
about the complete skeleton. By the way, getting such an item is coupled with interminable
difficulties.
The matter of the
is fatal, but now no longer to be changed. By the way, I now have an instance where a trunk of a
, which lay
for a year
in Hamburg in a dry room of my old house, is now just beginning to shoot. Moisture
in the whole area of the trunk is the main thing in cultivation of fern trees. Mueller
will have to send another
, which unfortunately do not occur in his vicinity.
A cask with fishes that was sent off last month to the natural history cabinet will
have arrived safely. However, there is another cask already underway again and in
addition a crate with all kinds of things for you. Presumably this consignment will
be here in June. You do not travel in June, do you? At any rate you will inform me
about it then or give orders to those remaining about acceptance of it from Australia.
Dr Mueller intended to go to Western Australia, but changed this and has been to Van
Diemen's Land.
He expresses himself delighted with its alpine regions. I have also advised against
Western Australia, because the climate is not healthy for our friend.
Again a friendly greeting
from your
W. Sonder