13. Juni 1896
Zunächst, edler Freund, lassen Sie meinen Dank ausgesprochen sein für die stete Sendung
der schönen Gartenflora, welche mich auch immer wieder wehmütig an Regel erinnert,
dem ich nun auch wohl bald in die Ewigkeit folgen werde. Während ich nun noch unter
der Obhut der göttlichen Allmacht unter den Irdischen wirke, möchte ich mich Ihnen
auch noch etwas mehr nützlich erweisen, und sende nun reife, frisch gesammelte Früchte
von den besten
-Arten
für Schaf-Weiden im süd-westlichen deutschen Afrika. Ich suche der erste gewesen
zu sein, der auch dort diese Rural-Pflanze bleibend eingeführt. Sollten Sie spezielle
Nachrichten aus den deutschen Kolonien haben, wie sich die verschiedenen Eucalypten
dort benehmen, so würde ich solche Notizen unter Ihrem geehrten Namen für die zehnte
Ausgabe der "Select Plants" verwerten. Im Jahre 1897 werde ich mein 50jähriges Doktor-Jubiläum
feiern! wenn mir die göttliche Vorsehung noch solange mein irdisches Leben erhält.
Wenn dieser Brief Sie erreicht, sind es 50 Jahre, dass ich mit Schleiden, Oerstedt,
Rammelsberg und Anton Steenstrup, Forchhammer, Waitz, Schacht die Ehre hatte, den
Grosseltern der deutschen Kaiserin vorgestellt zu werden, als den Naturforschern der
Deutschen Gesellschaft vom Herzog und der Herzogin von Augustenburg ein Fest gegeben
wurde auf deren Landsitz.
Es würde mir eine grosse Freude sein, wenn in dem Spätherbst meines Lebens botanische
Gärten in irgend einem Teil der Erde mir Meldungen machen würden, welche vorzügliche
Pflanzen-Arten aus von mir seit fast 50 Jahren gesandten Sämereien bleibend erwachsen
sind. Diese Notizen möchten sich dann und wann sogar für die Gartenflora eignen, durch
welche vielleicht die Aufforderung geschehen könnte.
Sie grüssend Ihr
Ferd. von Müller.
13 June 1896
Firstly, noble friend, allow my thanks to be expressed for the constant sending of
the beautiful Gartenflora, that also again and again reminds me sorrowfully of Regel
whom I shall now also probably soon follow into eternity. While I am now still working
under the keeping of the Almighty among the mortals, I should also like to prove myself
to be more useful to you and now I am sending ripe, freshly collected fruits of the
best
species for sheep pasture in south-west German Africa.
I try to have been the first who also permanently introduced these rural plants there.
Should you have special news from the German colonies of how the various eucalypts
acquit themselves there, I would utilize such notes under your esteemed name for the
tenth edition of the Select plants.
In the year 1897 I shall celebrate my 50-year doctoral jubilee! if Divine Providence
still preserves my earthly life so long. When this letter reaches you, it is 50 years
since I with Schleiden, Oerstedt, Rammelsberg and Anton Steenstrup, Forchhammer, Waitz,
Schacht had the honour to be introduced to the grandparents of the German empress,
when a party was given by the Duke and Duchess of Augustenburg at their country seat
to the natural scientists of the German society.
It would be a great pleasure for me if, in the late autumn of my life, botanical gardens
in any part of the Earth would report to me what superb plant species are still permanently
growing from the seeds that were sent out by me for almost 50 years. These notes might
sometimes be even suitable for the Gartenflora, through which perhaps the request could be made.
Greetings your
Ferd. von Müller.