Greifswald 28.8.90.
Geehrtester Herr Baron!
Die Sendung Meeresalgen-Material, die in diesen Tagen mir zukam, erinnert mich daran,
Ihnen endlich einmal meinen verbindlichsten Dank auszusprechen für die verschiedenen
Sendungen, die Sie mir seit meinem letzten Briefe haben zugehen lassen. In den beiden
Algen-Sendungen, von Port Phillip und von der Armstrong-Bai, habe ich verschiedene
Exemplare gefunden, die mir für meine Untersuchungen von Wichtigkeit sind, und die
mir daher sehr willkommen waren. Vor allem aber habe ich Ihnen meinen besten Dank
zu sagen für die Zusendung Ihres Syst. Census of Austral. Plants. Sind meine eigenen Studien zur Zeit auch nicht gerade speziell den Phanerogamen
zugewandt, so hat doch das Buch mein Interesse in hohem Grade wach gerufen, so dass
ich Ihnen aufs Beste danken muss für die freundliche Zusendung. Hoffentlich werden
Sie recht bald dem ersten Theile die Kryptogamen nachfolgen lassen, von denen die
Algen mich, wie Sie ja wissen, ganz besonders interessiren.
Dabei muss ich Ihnen dann ein Versehen bekennen, das mir bei der Aufstellung meiner
Florideen-Übersicht begegnet ist. Ich hatte leider übersehen, dass eine Gattung Müllerella
bereits unter den Flechten existirt. Meine Gattung Müllerella muss ich daher anders
benennen. Da bin ich nun aber einigermassen in Verlegenheit wegen der Wahl des Namens.
Der Name Müllera ist ja bereits vergeben (von Linné). Es bleibt mir daher nur noch
die Namensform Mülleromia zur Wahl übrig, eine Namensform, von der ich nicht weiss,
ob dieselbe Ihnen willkommen sein würde. In jedem Falle aber möchte ich hierdurch
einmal bei Ihnen anfragen, wieweit Ihnen diese Form Mülleromia genehm ist, eventuell
aber Sie freundlichst bitten, mir eine andere Namensform vorzuschlagen, welche die
Gattung als Ihnen gewidmet kenntlich macht.
Meine ausführlichere Florideen-Arbeit ist in diesem Jahre bisher nur sehr langsam
vorwärts gerückt. Seit dem leichten Influenza-Anfall, den ich Ende des Jahres 1889
durchmachte, kränkele ich fast ununterbrochen, bald an diesem, bald an jenem Übel.
Auch jetzt bin ich noch immer Patient und darf noch nicht wieder an eine volle Arbeitsthätigkeit
denken.
Hoffentlich darf ich annehmen, dass Sie bisher von dieser allverbreiteten Influenza
verschont geblieben sind. — Mit grösstem Interesse habe ich Kenntnis erhalten von
Ihrem jüngst hier eingetroffenen Bilde, das mir Herr Garteninspektor Dr Goeze gestern
vorzeigte.
Mit nochmaligem verbindlichstem Danke und mit besten Grüssen
Ihr ergebenster
Fr. Schmitz
Greifswald
28.8.90
Most esteemed Baron!
The consignment of marine algal material that arrived recently reminds me again to
express my most obliging thanks to you for the various consignments that you have
forwarded to me since my last letter. In both the algal consignments from Port Phillip
and from Armstrong Bay
I have found various specimens that are of importance to me for my researches and
which were therefore very welcome. However, above all I have to give you my best thanks
for sending your Systematic Census of Australian Plants.
Even if my own studies at present are not just especially devoted to the Phanerogams,
the book has awakened my interest to a high degree, so that I must thank you very
much for so kindly sending it. I hope you will be able to send the first part, the
Cryptogams very soon,
of which the algae, as you know, interest me quite particularly.
At the same time I must confess a mistake to you that has happened to me in the drawing
up of my
overview. Unfortunately I had overlooked that a genus Muellerella already exists among the lichens. I must therefore rename my genus Muellerella. Even so, I am now to some extent embarrassed on account of the choice of the name.
The name
is, you see, already taken (by Linné). Therefore the form of the name
only remains as a choice for me, a form of name that I do not know would be welcome
to you. However, in that case I would first like to ask you to what extent this form
is acceptable to you, or ask you most kindly to suggest another form of the name
to me, which would make the genus recognisably dedicated to you.
My detailed
work has hitherto moved only very slowly forwards this year. Since the slight influenza
attack that I experienced at the end of 1889, I have been unwell almost constantly,
sometimes from this, sometimes from that illness. Even now I am still a patient and
cannot yet think of a full working activity.
I hope I may assume that you have hitherto been spared from this universally distributed
influenza. — I was informed with the greatest interest about your portrait that recently
arrived here, that Garden Inspector Dr Goeze showed me yesterday.
Again with most obliging thanks and with best greetings
Your most devoted
Fr. Schmitz