Amboyne, 29/5/87.
Geehrtester Herr Baron.
Es ist sehr erfreulich für mich, dass ich Ihnen Ex. mit Frucht von der Pflanze Nro.
535 senden kann. Was nun immerhin diese Pflanze auch sein mag, so bin ich sehr stark
der Meinung dass dieselbe den steilen obersten FElsenhöhen, u. nicht den Schluchten
angehört, denn ich bin durch eine der Schluchten weit hinabgestiegen u. habe in derselben
keine Spur von der Pflanze gefunden. Ich habe nun auf Tingiringi drei Standorte gefunden
u. jedesmal da am
obersten
Ende einer Schlucht wo die Schlucht
ganz enge
dem Gipfel zu ausläuft. Die höchste Pflanze die ich fand war zwischen 3 u. 4 Fuss
hoch, strauchförmig u. der stärkste Teil des Stammes ungefähr einen Zoll im Durchmesser.
Ich lege ein Stüchchen eines Zweiges bei, um Ihnen zu zeigen wie die Kantierung bis
zum Stamm hin abläuft, sowie auch die knotenartige Anschwellung die immer da stattfindet
wo sich die Zweige mit den Asten vereinigen. Die Zweige u. jungen Schösslinge sind
meistens schön roth, die Blätter
immer
gegenseitig u.
immer
gezahnt. Ich lege auch einige Blätter von jungen Pflanzen bei, damit Sie sehen wie
viel tiefer der Einschnitt der Zahnung bei denselben ist. Leider waren die paar junge
Pflanzen die ich antraf, beinahe ganz abgefressen, so dass ich blos die wenigen beiliegenden
jungen Blätter finden konnte. Ich fand zwei Pflanzen mit Frucht so reif, dass dieselbe
bei der geringsten Berührung abfiel, hoffe aber dass die wenigen Ex. die ich mit ansitzender
Frucht habe, so bei Ihnen anlangen werden. Im entgegengesetzten Falle möchte ich bemerken,
dass die Frucht in den Zweig u. Blattwinkeln (axillary) sitzt u.
herabhängend
ist. Die Fruchstielchen sind sehr dünn u. ungefähr den achten bis sechsten Theil
einges Zolls in Länge. Zwei Früchtchen sind meistens so flach gegen einander stehend,
dass die beiden auf den ersten Anblick wie eine Frucht erscheinen. Blumen konnte ich
keine finden, u. ob die paar Pflanzen die ich an steilen, unzugänglichen Felsenwänden
sah, vielleicht solche bieten möchten ist sehr zweifelhaft. Die Zweige sind
immer
vietseitig mit scharfen oder erhabenen Kanten. Die Ex. werden jedoch für sich selbst
sprechen u. ich möchte nur wiederholt auf den sehr eigenen STandort andeuten der immer
am
obersten
u.
engen
Auslaufe einer Schlucht zu sein scheint, wo eine Schlucht sich weit ausbreitend ausläuft
habe ich die Pflanze nicht gefunden.
Die mitgehende
fand ich ziemlich weit in die Schlucht hinunter also auf einer Höhe von ungefähr
4000 ft. Die Pflanze wird 4-5 F. hoch u. hat eine dichte Ausbreitung von 8-10 Fuss.
Der Terpentin Geruch der Pflanze ist ungemein stark. Leider ist meine HOffnung den
Berg mehrere Tage zu besuchen, jetzt schon wieder durch Regenwetter vereitelt, auch
habe ich dort, da es den ganzen Tag nicht trocknet mein Schuhleder ganz u. gar zerrissen,
so dass ich genöthigt bin deswegen nach Delegate zu gehen.
Ich lege ein Ex. hier ein, falls das Paket nicht mit dem Brief anlangt, damit Sie
so bald als möglich mit der Zersetzung u. VErgleichung der Pflanze vorschreiten können.
In der Hoffnung dass Sie sich bester Gesundheit erfreuen, bleibe ich Ihnen stets ergeben
Wilhelm Bäuerlen
Post Office
Bombala.
Schliesslich möchte ich noch andeuten, dass die Zweige
immer
gegenüberstehend sind u.
aufrecht
stehen, so dass sie beinahe einen rechten Winkel mit den Aestchen bilden, dieses
zu illustriren, will ich im Paket ein Stückchen beilegen.
Amboyne, 29/5/1887.
Most esteemed Baron,
It is very pleasing to me that I am now able to send you fruit of the plant No. 535.
Now whatever this plant may be, I am very much of the opinion that it is endemic on
the steep highest rock peaks and not in the gorges, because I descended far down into
one of the gorges and have found no trace of the plant there. I have now found three
locations on Mt Tingaringy
and each one at the
uppermost
end of a gorge, where it runs as a
narrow crevice
towards the peak. The plant I found at the highest altitude was between 3 and 4 feet
high, shrubby, with the thickest part of the trunk about one inch in diameter. I enclose
a small piece of a branch to show you how the edges run right down to the trunk, as
well as the knot-like swelling that always occurs at the junction of the branchlets
with the main branches. The twigs and young shoots are usually a beautiful red, the
leaves
always
opposite and
always
dentate. I also enclose some leaves of juvenile plants, so you can see how much deeper
the serration between teeth is on them. Unfortunately the few young plants I found
were almost completely eaten up, so that I could only find the few enclosed young
leaves. I found two plants with fruit so ripe that it fell off at the merest touch,
but hope that the few specimens I have with fruit still attached will reach you that
way. In case they don't I would like to remark that the fruit is axillary in the axils
of twigs and leaves and is
pendulous
. The peduncles are very thin and about one eighth to one sixth of an inch long. Two
fruitlets are usually sitting together so closely flat-pressed against each other
that at first glance they look like one fruit. I could not find any flowers, and whether
the few plants I saw on steep inaccessible rock walls might perhaps offer some is
very doubtful. The branches are
always
four-angled with sharp or raised edges. But the specimens will speak for themselves,
and I only want to indicate once more the very restricted habitat, which appears to
be always at the
highest
and
narrow
crevice into which a gorge tapers out; where a gorge broadens out widely I have not
found the plant.
I found the enclosed
fairly far down in the gorge, e.g. at an altitude of approximately 4000 ft. The plant
grows 4-5 ft tall and is densely branched, spreading 8-10 feet. The plant has an extremely
strong turpentine smell. Unfortunately my intention to visit the mountain for several
days has already been thwarted again by rainy weather and I have also completely torn
my boot leather, as it does not dry all day so that I am forced to go to Delegate
on account of that.
I enclose one specimen here, in case the parcel does not arrive together with the
letter, so that you can start immediately on the dissection and comparison of the
plant.
In the hope that you enjoy the best of health I remain your always devoted
Wilhelm Bäuerlen
Post Office
Bombala
Finally I still want to indicate that the branches are
always
opposite and are
erect
, so that they form almost a right angle with the branchlets; to illustrate this I
will enclose a piece in the parcel.