Melbourne, 2 December 1884
Geehrter Herr Jönsson
Sie werden gütigst entschuldigen, dass ich Ihren werthen Brief so lange unbeantwortet
gelassen habe; schon seit mehr als einem Jahre befinde ich mich in einem kränkelnden
Zustande, und dies hat mich verhindert, allen Anforderungen so prompt, wie ich wohl
wünschte, zu entsprechen.
In Betreff der Anschwellungen an den Stämmen der Eucalypten beehre ich mich Ihnen
mitzutheilen, dass die meisten Arten auch im Naturzustande diese Tendenz zeigen; sehr
häufig sind dieselben wahrzunehmen an der Gruppe, welche hier Stringybark tree genannt
werden, ebenfalls an E. rostrata und E melliodora. Dieselben legen häufig den Grund
zum frühzeitigen Hohlwerden in der Basis der Stämmen, wenn diese Anschwellungen aufspringen.
Nicht sehr empfindlich gegen Witterungseinflüsse die über den Gefrierpunkt liegen,
kann man im Ganzen die Eucalpypten zu den robusten Bäumen rechnen; so z. B. gedeihen
die hier bei Melbourne verpflanzten E. Globulus Bäume gut, selbst an Dürren Stätten
so lange der Boden ihnen genügende Ernährung bietet; andernfalls krankeln sie oder
sterben sie ab, so bald sie eine gewisse Höhe erreicht haben, doch liegt dies an der
mangelhaften Ernährung und nicht an den klimatischen Verhältnissen. Der Boden sollte
locker sein, damit die Wurzeln dieser schnellwachsenden Bäume sich ungehindert ausbreiten
und in die Tiefe wenden können; ja reicher und zerreiblicher der Boden, um so schneller
der Wuchs.
Was das Ausschlagen frischer Triebe von abgehaueren Stämmen anlangt, so findet dies
in der Regel, doch nicht immer statt.
In der 10ten Decade meiner Eucalyptographie, welche in kurzer Zeit erscheinen wird,
habe ich obige Fragen näher besprochen.
Mit achtungsvollem Grusse
Ihr ergebener
Ferd. von Mueller.
Melbourne, 2 December 1884
Respected Mr Jönsson
You will kindly excuse that I have left your esteemed letter so long unanswered; already
for more than a year I have been unhealthy and this has prevented me answering all
requests as promptly as I probably wished.
In reference to the swelling on the trunks of eucalypts I have the honour to inform
you that the majority of species also show this tendency in the natural condition;
very commonly these are observed in the group that is called Stringy bark tree here,
as well as on E. rostrata and E. melliodora. These commonly are the reason for the early development of hollows in the base of
the trunk, if these swellings burst open.
Not very sensitive to the influence of weather that lies above freezing point, one
can count the eucalypts in general among the robust trees, so for example the E. globulus trees transplanted here near Melbourne flourish well, even in dry places, as long
as the soil offers them sufficient nutriment; otherwise they sicken or die as soon
as they have reached a certain height but this is because of the poor nutriment and
not the climatic conditions. The soil should be loose so that the roots of this rapidly
growing tree can spread unhindered and can strike into the depths, the richer and
more crumbly the soil the quicker the growth.
Concerning the budding of fresh shoots from cut-down trunks, as a rule this does not
always take place.
In the 10th Decade of my Eucalyptographia,
which will be published soon, I have discussed the above question in more detail.
With respectful greetings
Your humble
Ferd. von Mueller.