11/10/79
Ich habe einige Zeit auf die Untersuchung Ihres blattlosen Prasophyllum verwandt (N.
238), lieber Herr Landsmann, bin aber zu keinen abschliessenden Resultate gekommen,
da die wenigen Exemplare auf dem Wege hierher zu sehr verschrumpt waren in den Blüthen.
Es wird wohl zu spät sein, um mehr zu erlangen in diesem Jahre. Soweit wie ich zu
ermitteln vermochte, steht die Art dem P. brevilabre (von Sir Joseph Hooker) am nächsten
doch möchte ich selbige nicht als einerlei damit erklären, u doch auch noch nicht
behaupten, dass selbige neu sei, da sie mit einigen andere Prasophyllum Arten ebenfalls
in verwandtschaftliche Contact kommt.
Ich habe sie P. Tepperi einstweilen genannt, doch wäre es sicherer falls Sie Ihre
Liste publiciren, diese Orchiden als P. brevilabre var. Tepperi aufzunehmen. In dieser
Jahreszeit noch, oder sonst in der nächsten, könnten Sie wohl mehr Exemplare frisch
in Alcohol schicken auch vielleicht unter der Loupe die verschiedenen Blüthentheile
zeichnen und die Farben derselben angeben. Sind Sie sicher, dass diese Art
nie
Blätter bildet? Vielleicht ist selbige nicht selten, aber mit P. alpinum u P. nigricans,
welche beide in Südaustralien vorkommen wegen der grossen äussere Ähnlichkeit verkannt
worden.
Einige andere Exemplare des Manna Insekts wären mir für genaue Untersuchung recht
erwünscht. Es ist gut, dass Sie meine Aufmerksamkeit darauf gelenkt haben, u werde
ich selbst weitere Nachsuchung halten. Ich werde den Namen des Coccus-artigen Insekts
ermitteln.
Die Stackhousien emphehle ich Ihrer örtlichen vergleichenden Untersuchung, zumal zu
deren Fruchtzeit. Es giebt aber unter den Pflanzen ja auch Racen, wie bei den Hausthieren,
Getreide &c, &c, daher ist Vorsicht nöthig nach Standorts Einflüssen zwischen Varietäten
und wirklichen Arten scharf zu unterscheiden. Ich selbst huldige der Transmutetionstheorie
nicht, wie ich Darwin schon sagte als er mir beim ersten Erscheinen seines "origin
of species" ein Exemplar selbst sandte.
Sie werden gut thun, sich streng an meine Nomenclatur zu halten, da seit dem successiven
Erscheinen der Bände der Flora Australiensis manche Verbesserungen in den Grenzen
der Gattungen u Arten nach erweiterten Studien vorgenommen sind.
Sie müssen mir die Acacia, welche mit A. pycnantha verwandt ist, in einer Reihe gut
erwählter blühender und fruchttragender Ex. trocknen mit
reifen
Samen, damit ich
genau
die Art feststelle. Bedenken Sie, dass es etwa
300
Arten austral. Acacien giebt. Notizen über die von den Eingebornen verspeisten Wurzeln
&c &c. Namen welche die Schwarzen den Pflanzen (besonders Eucalypten) geben stets
recht willkommen. Es ist nicht gut,
ungetrocknete
Pflanzen zu senden, besser solche einstweilen zurückzuhalten, da sonst gute Exemplare
wieder feucht werden, sich entfärben u gar verschimmeln. Vertheilen Sie die beigefügten
Circulare gefälligst an Collegen, damit solche Ihnen local helfen, auch vielleicht
Andere etwas aus dem entfernten Innern senden mögen.
Fügen Sie gütig die geolog. Notizen weiteren Eucal. Arten bei.
Ich sende meine Visiten Karte mit den Circularen.
Algen
wären recht erwünscht, frisch nach einem Sturm gesammelt in guten bewurzelten fruchtragenden
Exemplaren.
Warum werden nicht in allen Staatsschulen
locale
Pflanzensammlungen u anderweitig Museen begründet, wie ich solches seit vielen Jahren
befürwortet habe.
Können Sie mir gefällig etwas Samen von
sammeln? Ihre Sammlungen werden immer interessanter werden, denn die Proportion der
Seltenheiten wird sich mehr u mehr steigern.
Mit besten Wünschen für Ihr Wohlergehen
Ferd. von Mueller.
In der Veröffentlichung einer etwaigen Liste wird es wünschenswert sein, mir Gelegenheit
zu geben, erst die Arten zu ordnen, da seit dem Erscheinen der ersten Bände der Flora
Australiensis so viele neue Entdeckungen gemacht sind um die Reihenfolge nach Affinität
sehr zu ändern wie sie schon aus den "native plants" pt. 1 gesehen haben werden.
11/10/79
I have spent some time on the examination of your leafless Prasophyllum
(No. 238), dear fellow countryman, but have come to no conclusive results, because
the few specimens were shrivelled too much in the flowers on the way here.
It will probably be too late to get more this year. As far as I have been able to
ascertain, the species stands closest to P. brevilabre (of Sir Joseph Hooker), but I would not like to pronounce it as one and the same
with that, and yet also not yet assert that it is new, since it also comes in kindred
contact with some other Prasophyllum species.
For the present I have named it P. tepperi,
yet it would be safer if you publish your list to adopt this orchid as P. brevilabre var. tepperi. In this season still, or else in the next, you can probably send more fresh specimens
in alcohol, also perhaps draw the various flower parts under the magnifying glass
and mention their colours. Are you certain, that this species
never
forms leaves? Perhaps it is not rare, but has been unrecognised on account of the
great external similarity with P. alpinum and P. nigricans, both of which occur in South Australia.
Some other specimens of the manna insect would be very much desired by me for precise
examination.
It is good that you have turned my attention to this and I will make further inquiries
myself. I will ascertain the name of the Coccus-like insect.
I recommend the
s to your local comparative examination especially to their fruiting time. However, there are among the plants certainly varieties as well,
as in the case of domestic animals, wheat &c, &c, therefore care is necessary to distinguish
strictly between varieties and true species according to influences of locality. I
do not pay homage myself to the transmutation theory as I already said to Darwin when
he himself sent me a copy of his Origin of Species on first publication.
You will do well to keep strictly to my nomenclature, because several improvements
in the boundaries of genera and species have been made after extended studies since
the successive publication of the volumes of the Flora australiensis.
You have to dry for me the Acacia, which is related to A. pycnantha in a series of well chosen, flowering and fruit-bearing specimens with
ripe
seeds, so that I can determine the species
precisely
. Consider that there are about
300
species of Australian Acacias. Notes about the roots &c &c eaten by the Aborigines,
names that the Blacks give the plants (particularly Eucalpyts) are always very welcome.
It is not good to send
undried
plants, better to keep them back for a time, since otherwise good specimens become
moist again, change colour and even grow mouldy. Kindly distribute the enclosed circulars
to colleagues, so that they can help you locally, perhaps others also might send
something from the far interior.
Kindly attach geological notes to further Eucalypt species.
I am sending my visiting card with the circulars.
Algae
would be very much desired, freshly collected after a gale in well rooted, fruit-bearing
specimens.
Why are
local
collections of plants not established in all state schools and likewise museums,
as I have recommended for many years?
Could you kindly collect for me some seeds of
? Your collections will become more and more interesting, because the proportion of
rarities will increase more and more.
With best wishes for your welfare
Ferd. von Mueller
In the publication of a possible list, it would be desirable to give me the opportunity
to arrange the species first, because since the publication of the first volume of
the Flora australiensis
so many new discoveries have been made as to change the sequence according to affinity
very much, as you will have seen already from the Native plants part 1.