22/2/79
Es ist eine lange Zeit verstrichen, edler Freund, seit ich Ihnen direct geschrieben,
aber Sie werden inzwischen einige meiner letzten Publicationen erhalten haben. Ich
schuldige Ihnen meinen besten Dank für die Güte, mich mit Hr Dr Barroeta, Professor
der Naturgeschichte in S. Luis Potosi, bekannt gemacht zu haben. Es hat sich daraus
eine Correspondenz mit ihm entsponnen, und nun höre ich eben, dass einige Aussicht
da ist, durch ihn eine neue Ausgabe meiner "select plants" in Mexico erscheinen zu
sehen. Auch anderswo ist dem Werke einige Wichtigkeit zugeschrieben, u so giebt jetzt
die Regierung Ostindiens eine von mir erweiterte Ausgabe heraus, womit dem dortigen
Forstwesen ein Dienst erwiesen wird und wodurch vielleicht auch mitgeholfen werden
kann, den schrecken vollen Hungersnöthen dort vorzubeugen nach Misserndten von Reis,
indem die Nahrungs Pflanzen der indischen Cultur sehr vermehrt werden sollten.
Ich denken
immer an Sie, Verehrtester, wenn mich meine Gedanken zu den auch mir befreundeten
Agassiz und Alex Braun bringen, da Sie mit diesen grossen Geistern einen Theil Ihrer
Studien durchmachten u selbst so Grosses geleistet haben. Es ist mir, als brächten
Sie mich in thatsächlichen Zusammenhang mit einer Generation, die vor mir erstand.
Ich weiss nicht, ob ich Ihnen bereits für den Empfang Ihres schönen Photogrammes gedankt,
welches ich den Bildnissen der Höchsten mir befreundeten Gelehrten zugereicht. Wenn
ich so rücksichtslos gewesen, Ihnen für Ihre photogr. Karte noch bisher nicht zu danken,
so verzeihen Sie es mir unter der Last eines fast erdrückenden Departements, in dem
ich nur ganz geringe Hülfe habe; zudem musste ich mich einer schwierigen Operation
auf dilatirte varicose Venen des Rectums unterworfen und war auch monatelang abwesend
auf einer Beobachtungs Reise durch West Australien.
Möge Ihnen noch recht lange Wohlsam und Kraft verbleiben, das wünscht Ihr Sie Ehrender
Ferd. von Mueller
Soll ich Ihnen Samen von
, A. saligna u A. pycnantha senden, um dort diese wichtige Gerbe-Bäume rasch zu ziehen?
22/2/79
A long time has passed noble friend since I have written to you directly,
but in the meantime you will have received several of my recent publications. I owe
you my best thanks for the kindness in having made me acquainted with Dr Barroeta,
Professor of Natural History in San Luis Potosi.
A correspondence with him has developed from it,
and now I have just heard that there is some prospect of seeing a new edition of
my Select plants published in Mexico through him.
Also in other places some importance is ascribed to the work, and so now the East
Indian government is publishing an edition enlarged by me
by which a service will be rendered to forestry there, and whereby perhaps it also
may assist in preventing the terrible famines there after harvest failures of rice,
while the food plants of Indian cultivation ought to be increased very much.
I always think of you, most respected one, when my thoughts bring me to Agassiz and
Alex Braun with whom I was also friendly, because you passed through a part of your
studies with these great intellectuals, and yourself have accomplished so much.
To me it is as if you brought me into actual connection with a generation that arose
before me.
I do not know whether I have already thanked you for the receipt of your handsome
photograph, which I have mounted with the portraits of the highest of my scholarly
friends. If I have been so thoughtless up to now as not to have thanked you for your
photographic card, forgive me, under the burden of an almost overwhelming department
in which I have only very little help; in addition I had to submit to a difficult
operation, for dilated varicose veins of the rectum
and also was absent for several months on an observations journey through Western
Australia.
May your health and strength long remain, is the wish of
Your devoted
Ferd. von Mueller
Shall I send you seeds of
, A. saligna, and A. pycnantha, in order to cultivate these important tanning trees quickly there?