10/6/78.
Noch immer habe ich den Empfang Ihrer gütigen Sendung von trockenen auserwählten Pflanzen
nicht anerkannt, Lieber Herr Professor; solche sind aber auch erst vor 2 Wochen hier
eingetroffen. Recht gerne setze ich den Austausch mit Ihnen fort; aber ich muss Sie
bitten bis London zu frankieren, was ich von hier aus ebenfalls thun werde. Dann kosten
kleine Kisten ebenso viel Fracht wie grosse, was auch in Betracht zu ziehen bleibt.
Sie mögen diese Bemerkungen kleinlich halten, aber nachdem ich längst über den Zenith
des Lebens hin bin u. etwa £10,000 (nicht Thaler sondern £) Privatvermögen in meinen
Reisen, Studien und wissenschaftlichem Verkehr aufopferte, und mein Alles dafür hingab,
muss ich sparsam werden.
Nun wende ich mich an Sie noch ganz besonders mit einer Bitte, die darin besteht,
die Bearbeitung von Flechten aus meiner Sammlung übernehmen zu wollen. Es ist neulich
eine grosse Sammlung Lichenen aus Ostaustralien nach Schottland zur Bearbeitung gesandt,
während eine Menge Flechten, welche ich zusammenbrachte, noch nach Jahren bei Herrn
v. Krempelhuber unbearbeitet liegen. Der edle von Martius bestimmte mich, diese Lichenen
an seinen München-Freund zu senden, und nun, nach so langer Zeit kommen Andere doch
der Bearbeitung australischer Arten zuvor. Mit heutiger Post habe ich Herrn v. Krempelhuber
gerathen, sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen, sollte es ihm an Zeit gebrechen,
das Wichtigste aus meiner Sammlung schnell zur Öffentlichkeit zu bringen.
Wäre ich in Europa so würde ich unsern Freund Eichler ansuchen mir den Rest der Rubiaceen
Brasiliens zur Bearbeitung zu überlassen.
Mit bestem Gruss der Ihre,
Ferd. von Mueller.
Fragen Sie DC. gütig, ob meine Drucksachen immer regelmässig bei ihm ankommen. Ich
fühle mich etwas beleidigt, dass mein Anerbieten die xerocarpischen Myrtaceen zu bearbeiten,
die doch niemand besser wie ich kennt, nicht ganz so aufgenommen wurde, wie ich erwartete.
Benthams Arbeit ist unvollständig u. auch nicht frei von Fehlern. Ihre Sendung ist
sehr schön und Sie können sich dessen versichert halten, dass ich bald eine neue u.
bedeutende Gabe Ihnen senden werde.
Haben
Sie
einen London Agenten? Erinnern Sie mich gefälligst, sollte ich vergessen Ihnen die
Fragmenta regelmässig zu senden; solche sind bis LXXXVIII erschienen!
10/6/78
I have still not acknowledged the receipt of your kind consignment of selected dry
plants, dear Professor, but they arrived here only two weeks ago. Very gladly shall
I continue the exchange with you, but I must ask you to pay carriage to London, which
I will do likewise from here. Then small boxes cost just as much in freight as large
ones which also remains to be taken into consideration. You may consider these remarks
trivial but since I am long ago over the zenith of life and sacrificed about £10,000
(not Thalers but £) of private means in my travels, studies and scientific communication,
and gave away my all for them, I must be thrifty.
Now I turn to you quite specially with a request, which is to take over the working
up of lichens from my collection. Recently a large collection of lichens from east
Australia was sent to Scotland for working up,
whilst a great number of lichens that I brought together still lie for years unworked
with Mr von Krempelhuber. The noble von Martius induced me to send these lichens to
his Munich friend and now, after such a long time, others steal a march on the working
up of Australian species. With today's mail I have advised Mr von Krempelhuber to
get in touch with you, should he lack time to bring the most important things from
my collection before the public quickly.
Were I in Europe, I should ask our friend Eichler to leave me the rest of the
of Brazil for working up.
With best greetings your
Ferd. von Mueller
Kindly ask DC
whether my printed items always arrive regularly. I feel somewhat offended that my
offers to work up the xerocarp
,
which really no one knows better than I, were not so completely taken up as I expected.
Bentham's work is incomplete and also not free from errors. Your consignment is very
fine and you can be assured that I shall send you a new and significant gift soon.
Have
you
a London agent? Kindly remind me if I should forget to send you the Fragmenta regularly; these are published up to LXXXVIII.