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Nachl. 480 (Slg. Runge) 4: Mueller, Ferdinand von, Bl. 1-5,Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Berlin. 66.05.26c

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Ferdinand von Mueller to Alexander Braun, 1866-05-26 [66.05.26c]. R.W. Home, Thomas A. Darragh, A.M. Lucas, Sara Maroske, D.M. Sinkora, J.H. Voigt and Monika Wells (eds), Correspondence of Ferdinand von Mueller, <https://vmcp.rbg.vic.gov.au/id/66-05-26c>, accessed September 11, 2025

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The correspondent is identified as Alexander Braun, since he was Rector, Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, 1865-6 (History pages, Humbold t -Universität zu Berlin , accessed 3 November 2021).
Melbourne im bot. Garten,
am 26. Mai 1866.
Die letzte Post, verehrter Herr Professor und Rector, brachte mir Ihren gütigen Brief vom 2 März. Recht traurig stimmte es mich von Ihrem Unwohlsein zu hören u ich mache mir jetzt Vorwürfe Sie mit meinem Anliegen, dem Damen Unternehmen für Leichhardt Ihre mächtige Hülfe zuzuwenden, geplagt zu haben. Als Magnifizenz würdig die grosse Universitet
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Universität.
represäntirend möchten Sie aber doch unter allen Umständen es nicht gern gesehen, dass die erste Universität Deutschlands anderen nachstehe in Thätigkeit für diese menschenfreundliche Unternehmung; zumal da Leichhardt im Schoss der Wissenschaft in Ihrer Königsstadt seine glänzenden Kenntnisse erwarb.
Die Universität Göttingen hat den Damen £20- - gesandt als Gabe für die Aufsuchung begleitet von einem herrlichen Schreiben des Prorectors Prof Zachariae. Auch der Verein für Erdkunde in Sachsen hat uns gütig £20 - - durch Prof Carus gesandt. Nun sind wir wieder Ihnen zum Dank verpflichtet, um so mehr als wir durch Ihren hohen Einfluss auch des Kron Prinzen u der Prinzessin erhebenen Schutz geniessen sollen. Nur bangt uns, dass die unvorhergesehenen Ereignisse der Expedition Sie entmuthigen möchten! Es ist freilich recht traurig, dass schon so zeitig Unglück ausbräch. Indessen die Düre des letzten Sommers, unter welcher meine 400 Acker Pflanzungen auch gelitten, war eine entsetzliche. Indessen wir riefen hier nicht den Schutz u die Unterstützung für M'Intyres
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Duncan McIntyre.
(vielleicht mangehafte) Operationen an, sondern für die einfache Aufsuchung Leichhardts. Lösst ein Emissär die Aufgabe nicht, so muss ein Zweiter gefunden werden. Der legale Vertrag der Damen bindet nur für eine bestimmte Zeit, unter bestimmten Bedingungen u unter begrenzter Ausgabe uns an M'Intyres Expedition. Dies habe ich auch Sir Rod. Murchison vorgestellt; damit die hohre Königin Britaniens nicht bedauere, Ihr Protectorat dem Unternehmen zu gewandt zu haben. Prof Griseback, ein Studienfreund Leichhardts hat sich auch recht freundlich bewiesen. Depeschen hatten wir in jüngster Zeit nicht gehabt. Ich denke aber M'Intyre bewegt sich in dieser Zeit an den Wassern des Flinders Flusses.
Es hat mich recht traurig gestimmt, von Ihrem Unwohlsein zu hören. Ich möchte Sie bitten, edler Herr, ja in Ihren ehrwurdigen Alter, ruhig u in voller Erholung auf all das Schöne hinab zusehen, was Sie in einem Leben, vielleicht doppelt so lang wie das meine, gewirkt.
Sie werden es verstehen, Verehrtester, dass uns hier viel weniger an europäischen Geld-Susidien als an dem Einfluss der öffentlichen Meinung und namentlich dem Beifall hochgestellten wissenschaftlichen Männer liegt, um das Unternehmen seiner Vollendung zuzufuhren. Die Staats Einkünfte der gesammten australischen Colonien belaufen sich jährlich auf fast 10 Millionen £ Sterling. Aus solchen Einkünften könnten unsere Regierungen leicht im Jahre £1500 geographischen Forschungen widmen, wie es doch diese der Damen jetzt ist. Des Einflusses von fernen Landen her bedarf es, um solchen Unternehmungen die Hülfsquelle zu erhalten, welche hier in Australien selbst, in dem reichen Lande, am vollsten vorsenden sein sollten. Ich schäme mich fast, Beiträge von Ihnen zu fordern, u es wäre nie geschen, wäre Australien selbstständig zu einem Gefühl seiner Pflicht gegen Leichhardt erwacht.
Ich nahm mir die Freiheit an Lauf dieses Monates Zweien unserer hervorleuchtenden Staatsmänner, dem Hr OShanassy u dem Hr Verdon ein Einführungsschreiben an Sie zu geben. Beide beabsichtigen während ihres kurzen Aufenthalts in Europe Berlin zu besuchen. Der eine war zweimal Premierminister, der andere Herr ist Finanzminister der gegenwärtigen Administration. Alles was ich im Interesse dieser mächtigen Freunde u Obere erbitte, ist dass ein jüngerer Gelehrter von Ihnen aufgefordert werde die Institute Ihrer Universitätsstadt ihnen recht zugänglich zu machen.
Ich denke immer daran, eine grössere Sammlung für Ihre schöne Anstalt u namentlich auch für Ihr Herbarium herzustellen. Die enormen Arbeiten eines grossen Departements, die erst in Entstehen, ziehen mich immer von andern Vorsätzen ab u Bentham drängt jetzt plötzlich der Rest der Compositen (die ich für den 4tn Band unseres Werks bestimmt glaubte) für den 3tn zu senden. Die Myrtaceen für den 3 Band sind im Drucke. Was ihnen noch dort fehlt, eine Flora Europaea, zu deren Ausarbeitung ich den Congress in London ermuntert, werden Sie in wenigen Jahren, wenn Gott uns Leben u Stärke erhält, besitzen. Doch oh! wie vergänglich ist doch das Irdische! Das letztmonatliche Postdampfschiff führte uns den jungen Prinzen de Condé zu, der Sohn des Herzogs dAumale. Der Prinz brachte ein Schreiben an mich von Sir Rod. Murchison u so hatte ich während seines kurzen Aufenthalts die Gelegenheit seine weitreichenden gediegenen Kenntnisse wahrzunehmen.
Jetzt heute langt ein telegraphische Bottschaft an, dass der Prinz plötzlich in Sydney gestorben! Und dies wieder erinnert mich an die Schreckensbotschaft über die armen Baron von Decken.
Das neue genus der Cycadeen, Bowenia spectabilis Hook, dessen Sie gedanken ist im Bo. Magazine im Jahre 1864 abgebildet. Da es Sie interessiren mag füge ich erweiterte Gattungscharactere bei, welchen sie vieleicht Öffentlichkeit geben möchten.
Verehrungsvoll und dankbar
der Ihre
Ferd. Mueller
Melbourne in the botanical garden
26 May 1866
The last mail, honoured Professor and Rector, brought me your kind letter of 2 March.
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Letter not found.
I was very sad to hear of your indisposition and I reproach myself now for having worried you with my request to devote your powerful assistance to the ladies enterprise for Leichhardt.
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Ladies' Leichhardt Seach Expedition, 1865-6.
As Magnifizenz worthily representing the great university, you may, however, under all circumstances not like it seen that the first university of Germany is inferior to others in activity for this benevolent enterprise, especially as Leichhardt acquired his splendid knowledge in the bosom of science in your royal city.
Göttingen University has sent £20 to the ladies as donation for the quest, accompanied by a magnificent letter from Prorector Professor Zachariae. Also the Verein für Erdkunde in Saxony has kindly sent us £20 through Professor Carus. Now we are again indebted to you all the more, as through your high influence we also are to enjoy the exalted patronage of the Crown Prince and the Princess.
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Frederick, Crown Prince of Prussia, and his wife Princess Victoria, eldest daughter of Queen Victoria.
We only fear that the unforeseen events of the expedition may dishearten you! Of course it is very deplorable that already so early misfortune arose. However, the drought of the last summer, under which my 400 acres of plantings also suffered, was dreadful. Nevertheless here we do not call for patronage and support for M'Intyres (perhaps inadequate) operations, but for the simple search for Leichhardt. If one emissary does solve the problem, a second must be found. The legal agreement of the ladies binds us to M'Intyres expedition only for a set time, under certain conditions and under restricted expenditure. This I have made known to Sir Roderick Murchison so that the noble Queen of Britain does not regret having bestowed her patronage on the enterprise. Professor Grisebach, a student friend of Leichhardt, has also proved to be very kind. We have not had despatches recently. I think, however, M'Intyre is moving in this time to the waters of the Flinders River.
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Qld.
I was very sad to hear of your indisposition. I should like to ask you, noble sir, indeed in your venerable age, to look down peacefully and in full relaxation on the good things that you have done in a life perhaps twice as long as mine.
You will understand, most respected one, that we are less concerned about European monetary subsidy than about the influence of public opinion and especially the approval of highly placed scientific men, in order to bring the enterprise to its completion. The state income of all of the Australian colonies annually amounts to almost £10 million Sterling. From such an income our governments could easily devote £1500 per year for geographical research as the ladies are doing now. The influence of distant lands is required to get for such enterprises resources that here in Australia itself, in the rich country, should be available at the fullest. I am almost ashamed to request contributions from you and it would never happen, were Australia independently awake to a sense of its duty towards Leichhardt.
I took the liberty in the course of this month to give two of our distinguished statesmen, Mr OShanassy and Mr Verdon, a letter of recommendation to you. During their short stay in Europe, both intend to visit Berlin. One was twice Premier, the other gentleman is Finance Minister of the present administration. All that I ask in the interest of these powerfull friends and superiors is that a young scholar of yours be asked to make the institutes of your university city quite accessible to them.
I am always thinking of making a larger collection for your fine institution and especially also for your herbarium. The enormous work of a large department that is only coming into being always takes me away from other purposes, and Bentham now suddenly presses for the remainder of the Composites (which I believed destined for the 4th volume of our work) to be sent for the third.
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Bentham (1863-78).
The Myrtaceae for the third volume are in press. What you still lack there, a Flora Europaea, to the preparation of which I encouraged the Congress in Londen,
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Third International Botanical Congress, London, 1866. See M to Gardeners' Chronicle and Agricultural Gazette, August 1866 (in this edition as 66-08-00f), and notes thereto.
you will possess in a few years, if God preserves our life and strength. But oh! how transitory is mortal man! The last monthly mail steamer brought us the young Prince de Condé, the son of the Duc dAumale. The Prince brought a letter to me from Sir Roderick Murchison and so I had the opportunity during his short stay of noticing his wide-reaching, substantial knowledge. Now today a telegraphic message arrives that the Prince died suddenly in Sydney!
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The 20-year-old Louis d'Orléans, Prince de Condé, stopped only briefly in Melbourne while the steamer on which he was travelling was in port, before proceeding to Sydney where he died five weeks later, on 24 May 1866.
And this again reminds me of the written message about the poor Baron von Decken.
The new genus of Cycadeae, Bowenia spectablis Hook., that you recall, is illustrated in the Botanical Magazine in 1864.
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1863; the species was illustrated in W. Hooker (1827-1864), series 3, vol. 19, tab. 5398.
Since it may interest you, I enclose extended generic characters that you might like to publish.
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Enclosure not found.
Respectfully and thankful
your
Ferd. Mueller