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RB MSS M99.6, Library, Royal Botanic Gardens Melbourne. 49.04.09Preferred Citation:
Ferdinand Mertens to Ferdinand von Mueller, 1849-04-09. R.W. Home, Thomas A. Darragh, A.M. Lucas, Sara Maroske, D.M. Sinkora, J.H. Voigt and Monika Wells (eds), Correspondence of Ferdinand von Mueller, <https://vmcp.rbg.vic.gov.au/id/49-04-09>, accessed September 10, 2025
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Letter is on the first page of a single folded sheet that also includes a letter from
Marie Mertens to Clara Müller [April 1849] and, on the final page, J. F. Mertens to
M, August 1849.
Lieber Ferdinand, liebe Bertha, u. Clara,
Es ist ziemlich lange schon, dass wir nichts von einander gehört haben. Das ist indes
bei dieser Entfernung ja nicht anders möglich. Vor reichlich 8 Tagen bin ich wieder,
durch den Krieg aus Rendsburg vertrieben, hier angelangt, u. säume daher auch nicht,
Euch einige Zeilen aus der Heimath zukommen zu lassen.
Es sieht hier fast noch ebenso bunt aus, wie vor einem Jahre. Von dem bis zum 28.
März abgeschlossenen Waffenstillstande wisst Ihr bereits. Derselbe wurde bis zum 3.
Apr. verlängert. Die Friedensunterhandlungen, welche zu keinem günstigen Resultate
geführt haben, wurden darauf abgebrochen, u. nachdem der Waffenstillstand von Dänemark
an Preussen gekündigt war, ist jetzt wieder der Krieg über unser Land hereingebrochen.
Aber anders sieht es jetzt bei uns aus, als vor einem Jahre. Damals standen eben am
9. Apr. ein paar ungeregelte Freischärlerhaufen, sowie vielleicht 1000-2000 Mann Linientruppen
ohne Artillerie als Verfechter unserer guten Sache dem wohlorganisirten Heere bei
Bau gegenüber u. wurde theils gefangen genommen, theils zurückgedrängt; jetzt dagegen
haben wir ein kleines, meistens gut eingerichtetes Heer von circa 24.000 Soldaten,
welches bereit ist, sich augenblicklich mit der um die Hälfte grössern dänischen Heeresmacht
auf dem Festlande für Freiheit und Vaterland zu schlagen. So sind wir denn wohlgerüstet
u. trotzen der Wuth der Dänen umso mehr, da unsere deutschen Brüder unaufhörlich zu
unserer Hülfe herbeieilen. Während der letzten 8 Tage meines Aufenthaltes in Rendsburg
kamen Militärzüge aus Sachsen-Altenburg, Sachsen, Meiningen, Braunschweig, Hannover,
Baiern, Nassau, Hessen, etc. an, so dass wir jetzt auch wohl schon 30.000 deutsche
Krieger im Lande haben. Unser Militär hat jedoch immer die Vorhut. Am 3. d. M. begannen
dann also die Feindseligkeiten von dänischer Seite, die griffen von Alsen kommend,
auf mehreren Stellen zugleich unsere Vorposten an. Diese zogen sich ihrer Ordre gemäss
bis Gravenstein zurück. Zugleich besetzten die Dänen von Norden aus Hadersleben und
drangen bis Apenrade vor. Hierbei sind dann einige blutige Gefechte vorgefallen. Näheres
vom Norden wissen wir noch nicht. Gewiss werden sich die Dänen entweder von selbst
zurückziehen, oder von den Unsrigen zurückgetrieben sein. Ich glaube nicht, dass die
Dänen sich in eine Feldschlacht einlassen. Immer halten sie sich am Wasser, um bei
etwaigen Niederlagen gleich auf ihre Schiffe retiviren zu können, weshalb es auch
der Plan unserer Feldherrn stets ist, sie vom Wasser weg zu locken. Ganz besonders
freudig bewegt ist aber das Herz jedes deutschen Schleswig-Holsteiners durch einen
glänzenden Sieg, welchen wir am Gründonnerstag bei Eckernförde errungen haben. Bei
Eckernförde, wie auch bei allen andern Städten der Ostküste sind feste Batterien zum
Schutz gegen das Landen der Dänen angelegt. Da kamen nun am Donnerstag Morgen das
einzige armirte grosse dänische Linienschiff Christian VIII u. die letzte dänische
Kriegsfrigatte Gesion, ferner 2 Kriegs-Dampfschiffe vor Eckernförde an. Sie legten
sich gravitätisch unsern Batterien nahe gegenüber u. antworteten denselben durch ein
mörderisches Feuer. Mitttlerweile wurde das Linienschiff durch den starken Ostwind
auf den Strand getrieben u. wurde von unsern Kugeln arg mitgenommen. Dem Gesion wurde
bald das Feuerrohr abgeschossen. Die Dampfschiffe wurden herbeibeordert; allein das
eine derselben musste sich sogleich mit zerschossenem Rad langsam wegschleppen, u.
das andere wagte sich nicht heran. Nach einer 5-stündigen hitzigen Kanonade schickte
der Däne einen Parlamentär ans Land, welcher freien Abzug verlangte, widrigenfalls
sie die Stadt bombadiren würden. Er erhielt vom Herzog von Sachsen-Gotha die Antwort,
dass er thun könne, was er nicht lassen wolle, wir aber keinen freien Abzug bewilligen
würden. Bald ertönte darauf der Donner der Kanonen heftiger, als zuvor. Grässlich
wurden die dänischen Schiffe zugerichtet. Sie wurden mit glühenden Kugeln beschossen
u. geriethen mehrmals in Brand. Die in die Stadt geworfenen Kugeln thaten wenig Schaden.
Das Gefecht war so heiss, dass das Linienschiff allein 68 glatte Lagen von 42 Schüssen
gegeben hat, u. unsere Geschosse so heiss wurden, dass eine halbe Nassauische Feldbatterie
sie ablösen musste. Gegen Abend gerieth das Linienschiff in Brand, u. beide grossen
schönen Schiffe (die letzten der dänischen Flotte) mussten die Flagge streichen. Die
Mannschaft ergab sich. Bald darauf erreichte das Feuer auf dem Linienschiff die Pulverkammer,
u. dasselbe flog in die Luft. Gewiss ein erhabenes Schauspiel, doch nicht minder schrecklich,
da sich noch fast 300 Menschen darauf befanden! Der Strand u. der Meerbusen bei Eckernförde
sind wohl 1/4 Meile im Umkreis mit Splittern u. Leichen besät. Welche Aufregung mag
dieser Schlag in Copenhagen hervorrufen! Wenn sich die Dänen nur nicht auf eine heimtückische
Weise rächen. Wir erhielten ungefähr 900 Gefangene u. erbeuteten die schönste dänische
Frigatte Gesion. Beim ganzen Gefechte haben wir nur ein paar Leute verloren. Wie Du
ja schon weisst, lieber Ferd., stehen Dav. Samman u. Georg beim 2ten Jägercorps. Ihre
Briefe werden jetzt sehr rar, u. doch sind wir so gespannt auf Nachricht, indem ihr
Leben jede Minute auf dem Spiele steht. Es sind schon mehrere Tönninger im Gefecht
gewesen. Das 2te Jägercorps steht in der Gegend von Hadersleben u. wird wahrscheinlich
in den ersten Tagen nach Jütland aufbrechen. — Mit dem einigen Deutschland sieht es
noch bunt aus. In der letzten Zeit wurde durch Stimmenmehrheit von der Nationalversammlung
in Frankfurt beschlossen, den König von Preussen jetzt zur Zeit der Noth zum erblichen
Kaiser der Deutschen zu wählen. Es wurde demzufolge eine Deputation nach Berlin gesandt,
um ihm die Kaiserkrone anzutragen. Dieselbe zog dann unter grossem Jubel dahin, wurde
indes nur ziemlich lau aufgenommen. Ob er jetzt Kaiser wird, ist noch nicht entschieden.
Österreich reisst sich, wenn Preussen an die Spitze kommt, sogleich los von Deutschland
u. droht im Bunde mit Russland mit Krieg. Auch Baiern u. a. freuen sich wohl nicht
über diese Wahl. Wie soll das werden! — In Rendsburg ist jetzt Alles in grosser Bewegung.
Die Festung ist vollständig armirt u. befestigt. Die Sondergaards traf diesen Winter
der Schlag, dass der Vater (früher Kammerrath) ihnen durch den Tod entrissen wurde.
Der eine Sohn ist Lieutenant auf einem Kanonenboot der jungen deutschen Marine geworden.
Ich wollte Euch dieses nur mittheilen, da ich weiss, dass Ihr gewiss ebenso grossen
Antheil an dem Schicksal dieser Familie nehmt, wie dieselbe an dem eurigen. Von Sondergaards,
sowie von Mainzhusens soll ich viele freundliche Grüsse bestellen.
Indem ich noch schliesslich Dir, liebe Bertha, zu Deiner Verbindung von Herzen Glück
wünsche, zeichne ich mich
Euer Euch nie vergessender Freund u. Vetter
Ferdinand Mertens.
Tönning, 9 April 1849.
Dear Ferdinand, dear Bertha and Clara,
It is already a long time that we have not heard from each other. But with such a
distance that is unavoidable. Just over a week ago I returned here, driven out of
Rendsburg by the war.
So I will not delay to send you a few lines from your homeland. Here everything still
is in the same mess as a year ago. You already know of the armistice, agreed to on
28 March. That was extended to 3 April. After that the peace negotiations, which did
not lead to a favourable outcome, were broken off, and after Denmark had revoked the
armistice with Prussia, war has once more broken out over our land. But the situation
looks different for us now from a year ago. On the 9 April then, a few disorganised
volunteer groups and perhaps about 1000-2000 regular troops without artillery were
facing a well-organised army near Bau as champions of our good cause, and were partly
taken prisoner and partly driven back. Now, however, we have a small, mostly well
equipped army of approximately 24,000 soldiers, which is prepared to fight at a moment's
notice for freedom and fatherland against the might of the Danish army, about half
as large again as ours. Thus we are well prepared, and defy the fury of the Danes,
all the more, since our German brethren are constantly hurrying to our aid. During
my last week in Rendsburg military trains were arriving from Saxony-Altenburg, Saxony,
Meiningen, Brunswick, Hanover, Bavaria, Nassau, Hessen, etc., so that by now we have
probably already about 30,000 German soldiers in the land. But our military are always
in the vanguard. On the 3rd of the month hostilities were commenced by the Danish
side. Coming from Alsen they attacked our advance posts in several places at once.
These withdrew to Gravenstein in accordance with their orders. At the same time the
Danes, coming from the north, occupied Hadersleben and advanced as far as Apenrade.
During all this a few bloody skirmishes took place. We have no further news from up
north. Surely the Danes will either withdraw of their own accord, or be driven back
by our side. I do not believe that the Danes will engage in a full scale field battle.
They always stay close to the water, so that in case of defeat they can immediately
retreat to their ships. Therefore the plan of our generals is to always try and lure
them away from the water. But the heart of every German Schleswig-Holsteiner beat
faster with joy over a glorious victory, which we won near Eckernförde on Maundy Thursday.
Near Eckernförde, as in all the other towns on the eastern coast, fortified batteries
are set up as protection against a Danish landing. On Thursday morning the only armed
large Danish battleship Christian VIII and the last Danish war frigate Gesion, together with two steam-warships arrived before Eckernförde. They solemnly anchored
closely opposite our batteries and answered them with a murderous fire. Meanwhile
the battleship was driven on to the beach by a strong easterly wind and was harshly
dealt with by our cannon balls. The Gesion soon had its funnel shot off. The steamships were ordered forward, however one of
them immediately had to limp off slowly with a shot-up wheel, and the other did not
dare to come closer. After a five-hour long heated cannonade the Danes sent a negotiator
on land, who demanded free retreat, otherwise the town would be bombarded. But he
received the reply from the Duke of Saxe-Gotha, that he could do what he liked, but
we would not grant a free retreat. Soon afterwards the thunder of the cannons sounded
more heavily than before. The Danish ships were horribly damaged. They were shot at
with red hot cannon balls and caught fire several times. The cannon balls directed
into the town did little damage. The battle was so fierce, that the battleship alone
fired 68 broadsides of 42 shots, and our guns got so hot, that a Nassau field battery
had to relieve them. Towards evening the battleship caught fire, and both great beautiful
ships (the last of the Danish fleet) had to strike their flag. The crew surrendered.
Soon afterwards the fire on the battleship reached the powder magazine and it blew
up. Surely a great spectacle, but nonetheless terrible, as almost 300 men were still
on board! The beach and the bay near Eckernförde were strewn for about a quarter of
a mile around with splinters and corpses. What agitation this blow must cause in Copenhagen!
If only the Danes do not take revenge in some treacherous way. We took about 900 prisoners
and captured the most beautiful of the Danish frigates, Gesion. During the whole battle we only lost a few men.
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The first Schleswig-Holstein War between Germany and Denmark.
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5 April 1849.
As you already know, dear Ferdinand, Dav. Samman and Georg
are with the 2nd Fusilier Corps. Their letters are becoming very rare now, yet we
are so anxious for news from them, as their lives are on the line at every minute.
Several Tönningers have already been in battles. The 2nd Fusilier Corps is stationed
in the vicinity of Hadersleben and will probably set out for Jutland any day now.
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Georg Mertens.
As far as a united Germany is concerned, everything is still very confused. Recently
the National Assembly in Frankfurt decided by a majority of votes to elect the King
of Prussia as hereditary Emperor of the Germans in this time of affliction. In consequence
a deputation was sent to Berlin to offer him the imperial crown. They went there under
great jubilation, but received only a rather lukewarm reception. It has not yet been
decided, whether he will become Emperor now. If Prussia gains the lead, Austria will
immediately separate from Germany, and threatens war in alliance with Russia. Bavaria
among others is not very happy with this choice either. What is to happen?
In Rendsburg everything is in great turmoil. The fortress is completely armed and
fortified. The Sondergaards received the blow, that their father (formerly Counsellor
of the Exchequer) was torn from them by death. The one son has become Lieutenant on
a cannon boat of the young German Navy. I only wanted to tell you this, as I am sure
you are just as interested in the fate of this family as they are in yours. I am to
convey many kind regards from the Sondergaards and from the Mainzhusens.
Finally I want to wish you with all my heart, dear Bertha, the best of luck for your
union.
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Bertha was engaged to be married to Carl Schedlich but subsequently broke off her
engagement, apparently because of his poor financial prospects; see D4302(L) Memoirs
of Carl Gustav Schedlich, Mortlock Library, Adelaide.
I remain
your friend and cousin, who will never forget you,
Ferdinand Mertens.